GEHÖRLOS IN ZÜRICH. Chronik 25 Jahre Stiftung Treffpunkt der Gehörlosen TdG sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH Zdrawko Zdrawkow - PDF Free Download (2024)

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1 GEHÖRLOS IN ZÜRICH Chronik 25 Jahre Stiftung Treffpunkt der Gehörlosen TdG sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH Zdrawko Zdrawkow

2 Vorwort Verdankung Dankeschön für die finanzielle Unterstützung Es ist für mich eine Ehre und auch eine grosse Freude, diese Chronik einleiten zu dürfen. zeigt ebenfalls auf, wie die verschiedenen regionalen und nationalen Gehörlosen- Wir danken allen, die uns bei der Verfassung dieser Chronik geholfen Spenderliste zur Herstellung Chronik Der Stiftung «Treffpunkt der Gehörlosen» TdG (hervorgegangen aus dem «Club Euro- Selbsthilfeorganisationen miteinander kooperieren, sich aber auch konkurrenzieren und unterstützt haben: Migros Kulturprozent, Zürich/J. Bosshard AG, Zürich/Thyssen Krupp, Rümlang/ päischer Gehörloser» CEG, heute: «sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH») möchte ich zu und ihre Anliegen in der Mehrheitskultur der Hörenden zur Sprache bringen. Druckwerkstatt, Zuben/Hensel & Co., Zürich/Schlüssel Widmer AG, Zürich/KABA AG, ihrem 25-jährigen Jubiläum, das Anlass für diese Chronik war, recht herzlich gratulie- Die Chronik ist deshalb auch ein faszinierendes Abbild der Emanzipationsgeschichte Redaktion/Aufbau/Recherche Caramore Benno, Tanner Margrit, Kleeb Beat, Wetzikon/FERAG AG, Hinwil ren. Noch heute werden die meisten historischen Beiträge zur Geschichte gehörloser Gehörloser zu Beginn des 21. Jahrhunderts und illustriert, was für positive, aber auch Fekete Paul, Ringli Gottfried, Leutwyler Anna, Graf Ruedi, Hadorn Regula, Menschen von Hörenden geschrieben. Es ist deshalb erfreulich, dass die jetzt vorlie- abwehrende Reaktionen diese Emanzipationsbewegung in der mehrheitlich von Beglinger Heinrich, Schlienger Erna, Berufsschule für Hörgeschädigte, Birnstil Marianne, gende «Chronik der Gehörlosen in Zürich» von Zdrawko Zdrawkow, einem gehör- Hörenden getragenen Gehörlosenfachhilfe auszulösen vermochte. Ref. Pfarramt für Gehörlose, Brumm Hubert losen und selbst betroffenen Autor verfasst wurde, der diese Zeit miterlebt und mit- Korrektorat Leutwyler Felix und Simoncic Stefan, Schreibwerkstatt, Götz Ruth, geprägt hat. Man erfährt so Vieles, was man von einem hörenden Verfasser wohl Aus dieser Perspektive betrachtet spürt man, dass es dem engagierten Autor auch Gebhard Michael kaum vernehmen würde. darum ging, herauszufinden, wie man sich aus der Umklammerung der historisch Autor Zdrawkow Zdrawko gewachsenen Fachhilfe löst, wie man selbst prüft, was notwendig ist, sich in eine Grafik und Layout Rau Sibylle Man kann diese Schrift als Zürcher Chronik lesen und wird viele zeitgeschichtliche Sache vertieft und sie ohne Genehmigung der Hörenden anpackt: Das ist es, was Druck Huber Alex, Druckwerkstatt und reich illustrierte Informationen über die jüngere und bewegte Geschichte der eigentlich den autonomen Menschen charakterisiert, ihn aber auch angreifbar und Archiv / Bibliothek SGB-FSS, Gehörlosenzeitung, SGB-Nachrichten / visuellplus, gehörlosen Menschen in Zürich finden. Die Chronik ist aber mehr als das. Immer wie- verletzlich macht und zur Einsicht zwingen kann, dass es die Emanzipation zwar Zürcher Gehörlosenzeitschrift, Chronik 50 Jahre SGB FSS Herausgeber: sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH der greift der Autor über Zürich hinaus, spricht von nationalen und internationalen dringend braucht, dass aber auch ein hohes Mass an gegenseitiger Kooperation Druck: Druckwerkstatt Zuben Ereignissen der Kultur gehörloser Menschen, von der Bedeutung der in die Schweiz immigrierten Gehörlosen für den Kulturraum Zürich, vom Kampf für ein Gehörlosenzentrum und dem Ringen um die Anerkennung der Gebärdensprache. Die Chronik aller Beteiligten notwendig ist, um weitezukommen. Benno Caramore Copyright: Der Nachdruck von Artikeln ist nicht gestattet. Umschlag Rückseite: - Fotoausstellung «gehörlos wird sichtbar», Stadthaus Zürich Theaterprojekt «Zelia» 2005

3 Einleitung Die Stiftung Treffpunkt der Gehörlosen (TdG) feierte im Jahr 2005 das 25 Jahre Jubiläum. Mit der Geschichte der TdG hängt die damalige Gehörlosenbewegung im Kanton Zürich und die Veränderungen in den verschiedenen Gehörlosenvereinen zusammen. Die Stiftung TdG beziehungsweise die Geschäftsstelle, sichtbar GEHÖR- LOSE ZÜRICH hat mich deshalb angefragt, diese Chronik zu schreiben. Da ich die Geschichte des Clubs Europäischer Gehörloser in der Schweiz CEG als Mitglied und später als Geschäftsführer der Stiftung TdG stark mitgeprägt habe, habe ich diese Anfrage gerne angenommen. Ich werde versuchen, die in dieser Zeit vorgefallenen Ereignisse möglichst exakt und sachgerecht zu beschreiben und hoffe, damit einen Beitrag zur Geschichte der Gehörlosenselbsthilfe in der Schweiz leisten zu können. In diesem Zusammenhang möchte ich allen danken, die mich bei der Verfassung meiner Arbeit begleitet und unterstützt haben. Zdrawko Zdrawkow Umschlag Vorderseite: Restaurant «Sihlhof» in Zürich, Stammtisch des Vereins- «Vereinigung Gehörloser Ausländer in der Schweiz» Zürich. Sitzung des Stiftungsrat TdG. Das Gebäude «Gehörlosenzentrum Zürich-Oerlikon». Kommunikationsforum, kofo Zürich.

4 Inhaltsverzeichnis 2 Vorwort 3 Einleitung 6 Club Europäischer Gehörloser in der Schweiz 6 Der Club Europäischer Gehörloser Ein wichtiger Pionier der Gehörlosenselbsthilfe in der Schweiz 8 Gebärdensprache in den 1970er-Jahren: Kommunikative Situation für schweizerische Gehörlose 10 Unser Traum: Ein echtes, eignes Haus 12 Ein Gehörlosen-Treff-Angebot der Firma Welti Furrer 12 Zuerst ein Lokal, später ein Haus bis 10. Mai 1975 der erste europäische Gehörlosen-Kongress in Zürich 2 16 Gründung eines Gesprächsforums, um die Dachorganisation für die Gehörlosen umzugestalten 17 Club-Mitteilungen, Club-Nachrichten 17 Idee für eine Stiftung 18 Erste Kontakte Zdrawko Zdrawkow 18 Namensänderung des Vereins 20 Gründung Stiftung Treffpunkt der Gehörlosen 20 Kauf eines eigenen Raums 21 Erste Kontakte Markus Huser 21 Erster Geschäftssitz der Stiftung TdG 22 Räume im Gehörlosenzentrum für SGB DS Zeitdokumente seit 1969 Im unteren Abschnitt sind eine Auswahl internationaler, schweizerischer und regionaler Ereignisse aufgeführt. Gesammelt und zusammengestellt von Ruedi Graf. Quellen: Gehörlosenzeitung, VisuellPlus, Bibliothek SGB-FSS, 50 Jahre Chronik SGB-FSS von Heinrich Beglinger 23 Jugendarbeit in der Stiftung TdG von 1992 bis Zürcher Gehörlosen Zeitschrift 25 Zürcher Veranstaltungskalender zur Gehörlosenkonferenz im Kanton Zürich

5 26 Umzug Gehörlosenzentrum und neue Veränderung für die Selbsthilfe 27 Klubraum-Umbau 27 Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung TdG in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen 29 Welttag der Gehörlosen und Erwachsenenbildung 30 Wanderausstellung 32 Gebärdensprache in der Zürcher Kantonsverfassung 34 Übersicht zur Entwicklung unserer Aktivitäten 34 Vergleich der vergangenen Zeiten bis heute 36 Region Zürich: Entwicklung der Gehörlosenselbsthilfe von 1970 bis heute 36 Bemerkung zu Nachforschungen der Geschichtssammlung 38 Zürcher Vereinigung für Gehörlose ZVFG 37 Eigene Klubräume oder ein eigenes Klubhaus 38 ZVFG zum Zürcher Gehörlosen-Verein umgewandelt 38 ARGE Klubraum 39 Erster Gebärdensprachkurs des ZGV 40 Fusion von CZG und ZGV Fusion von GCZ und GSVZ 41 Kommunikationsforum Kofo 42 Team 76 Jugendgruppe der Zürcher Gehörlosen 42 Altersseminar für Gehörlose Gehörlosenverein Winterthur GVW/Deaf Team Winterthur DTW 44 Gebärdensprach-Fördergruppe Sonnenblume Zürich 45 Beratungsstelle für Gehörlose Zürich Fachleute verhalten sich modern und offen zur Gehörlosen-Selbsthilfe 46 Mitspracherecht und Einflussnahme in der Genossenschaft Gehörlosenhilfe Zürich 46 Neuorganisation Zürcher Gehörlosen 47 Vom Heim für Hörbehinderte zum Gehörlosendorf 48 Wichtige Ereignisse von nationaler Bedeutung für die Selbsthilfe der Gehörlosen in der Schweiz 48 UNO-Jahr der Behinderten Entstehung der SGB Nachrichten 50 SGB in Sprachregionen und ihre Dynamik entfaltet 50 Die Gehörlosenselbsthilfe heute 51 sichtbar Gehörlose Zürich Situation heute 52 Ausblick und Ziele 52 Mit der Gehörlosen-Selbsthilfe das Leben in der Gesellschaft gestalten 53 Schlusswort 54 Überblick/Netzwerke 55 Chronologie/Zeittafel 54 Heutiges Netzwerk des Gehörlosenwesens Kanton Zürich von Geschichtliche Entwicklung der in der Chronik erfassten Gehörlosen-Vereine 56 Abkürzungverzeichnis 57 Quellen/Nachweise 58 Porträt Zdrawko Zdrawkow 59 Verdankung/Dankeschön für die finanzielle Unterstützung 3

6 Der «Club Europäischer Gehörloser in der Schweiz» (CEG) 4 Der «Club Europäischer Gehörloser» Ein wichtiger Pionier der Gehörlosenselbsthilfe in der Schweiz Vor 1970 immigrierten viele gehörlose Gastarbeiter aus Italien, Spanien, Deutschland, Portugal und Ex-Jugoslawien auch gehörlose Flüchtlinge aus dem Ostblockraum in die Schweiz. Damals fanden in der Schweiz praktisch alle Gehörlosen Arbeit. Arbeitslosigkeit war eher selten. Aber die Gehörlosen machten eine erstaunliche Erfahrung. In der Schweiz gab es damals kein einziges Gehörlosenzentrum. Dass ein Gehörlosenzentrum von Gehörlosen selber geführt werden könnte, war damals für viele ein völlig neuer Gedanke. Die neu immigrierten Gehörlosen fühlten sich hier «heimatlos» ohne ein eigenes Gehörlosenzentrum. In ihren Heimatländern existierten Der Stammtisch am Hardturm nämlich solche Zentren. Ein Gehörlosenzentrum zu haben, war für sie normal und galt als Selbstverständlichkeit! In der Schweiz drohte den immigrierten Gehörlosen aber Isolation und Vereinsamung. Zusammen mit schweizerischen Gehörlosen schufen sie einen Stamm, wo sie sich nach Feierabend regelmässig trafen. Anfänglich fanden diese Treffen im Cafe Mercantil statt; später wechselte man mehrmals das Stammlokal. Treffpunkte in der Stadt Zürich waren in der Reihenfolge des Wechsels die Restaurants Du Pont, Du Nord, Hardturm und Pflug. Manche Gehörlose aus anderen Städten wie Bern, Basel und St. Gallen nahmen ebenfalls an diesen Treffen teil. Das Erscheinen an jedem Samstag am Stammtisch war die Regel. Bei diesen Treffen Antonio Alonso (gest.) Heinrich Schaufelberger (gest.) 1. November 1969 Das neu erbaute Gehörlosenzentrum in Oerlikon wird eingeweiht Bemühungen beim SF für Untertitelung und besondere Sendungen. Gehörlosenrat: nur Lautgebärden akzeptiert.

7 konnten die Gehörlosen Informationen austauschen. An einem dieser Treffen kamen sie auf die Idee, einen Verein für europäische Gehörlose zu gründen. Initiant dieser Idee war der gehörlose Spanier Antonio Alonso. Er und andere interessierte Gehörlose gründeten am 14. März 1970 im Restaurant Sihlhof den Verein «Vereinigung Gehörloser Ausländer in der Schweiz». Kurze Zeit später, am 30. Mai 1970, wurde eine Versammlung einberufen. Die von Heinrich Schaufelberger erstellten Statuten und der Vereinsname «CEG» wurden einstimmig angenommen. Die ersten 24 Mitglieder waren ausschliesslich gehörlose Ausländer aus 8 Nationen: Antonio Alonso, Erdogan Altintas, Evelyn Jahnke, Joaquin Alonso, Ivan Pecnjak, Josef Dufek, José Luis Corujo, Bernhard Scheibe, Carlo Boero, Die ersten 24 Mitglieder des «Club Europäischer Gehörloser» Mai 1969 Zum erstenmal werden zwei Gehörlose in den Zentralvorstand des Schweizerischen Verbandes für Taubstumme (heute sonos) gewählt. Gewählt wurden die Zürcherin Margrit Tanner und Felix Urech aus Chur Januar 1971 Die 7. Welt-Winterspiele des CISS finden in Adelboden statt. Die Schweizer holten 10 Medaillen.

8 6 Joseph Hegyi, Kaarina Homberger, Gian Franko Tulipani, Casare Ciravolo, Nazmi Magat, Giuseppe Licciardello, Nunziate Trunfio, José Maria Mendoza, Dragica Rohrer, Gragena Rakic, Nevenka Fisch, Pilar Fernandez, Yilmaz Oztak, Goja Mihalj und Albert Mauri. Später schlossen sich dem Verein auch gehörlose Schweizer an. Indem man die Mitgliederschaft auf schweizerische Gehörlose erweiterte, wollte man so ein besseres Verständnis zwischen einheimischen und ausländischen Gehörlosen erreichen. 1) Im Kanton Zürich bestanden damals bereits mehrere Gehörlosen-Vereine und -Gruppierungen. In der Gehörlosenselbsthilfe existierten um diese Zeit der Gehörlosen Sportverein Zürich GSVZ, die Zürcher Vereinigung für Gehörlose (ZVFG), eine Gehörlosen- Jugendgruppe, der Fotoclub, der Zürcher Mimenchor, und der Gehörlosen-Verein Winterthur GVW. Ihre Ziele waren auf sportliche Aktivitäten und gesellige Anlässe nach festen Veranstaltungsprogrammen ausgerichtet. Das war den ausländischen Gehörlosen eindeutig zu wenig. Sie vermissten eine grössere Vielfalt. Sie wollten nämlich regelmässige, von jedem Gehörlosen frei wählbare Begegnungen in einem eigenen Zentrum, sowie kulturelle und meinungsbildende Veranstaltungen für die Vereinsmitglieder. Wenn die aus dem Ausland eingewanderten Gehörlosen zusammen mit ihren schweizerischen gehörlosen Freunden die Gründung eines Gehörlosenzentrums anstrebten, so wollten sie in erster Linie Gemeinschaft pflegen und das gegenseitige Selbstbewusstsein stärken. Vor allem die ausländischen Gehörlosen hatten ein intakteres Selbst- bewusstsein als die Gehörlosen aus der Schweiz. In den damaligen Ostblockländern wurden Gehörlosenzentren schon längst als unverzichtbare Begegnungsstätten betrachtet und die Gehörlosen nahmen sich als eigenständige Kultur wahr. Das kann man unter anderem auch für die westlichen Länder wie Italien, Spanien, Frankreich, Dänemark, Belgien sagen. Kulturelle Aktivitäten wie Theater, Tanz, Zusammenkünfte und Veranstaltungen, die von Gehörlosen selber für andere Gehörlose organisiert wurden, gehörten dort zur Tagesordnung. Auch die Gebärdensprache war sehr wichtig für die ausländischen Gehörlosen. Besonders die ausländischen Gehörlosen wussten, was sie wollten: Selbständigkeit und Eigenverantwortung. Gebärdensprache in den 1970er-Jahren: Kommunikative Situation für die schweizerischen Gehörlosen Was es für einen Gehörlosen bedeutet, nicht hören zu können, wurde in der Schweiz bis 1970 verkannt. Vielen Hörenden war die Art, wie Gehörlose miteinander kommunizieren, fremd und unheimlich. An den Gehörlosenschulen war die Gebärdensprache verboten, in der Öffentlichkeit wurde sie tabuisiert. Die im Ausland aufgewachsenen Gehörlosen, die erst als Erwachsene in die Schweiz einwanderten, hatten zur Gebärdensprache ein offeneres Verhältnis. Im Tram unterhielten sie sich ohne Hemmungen in Gebärdensprache. Ihre Hände flogen pausenlos durch die Luft. Sie lachten und hatten fröhliche und starke von der Mimik geprägte Gesichtsausdrücke. Sie wurden von den mitreisenden Hörenden oft angestarrt. Für diese war die Gebärden- 21. März 1971 «Aktion Sondertelevision für Gehörlose» wird in Zürich gegründet. Ziel: Fernsehen für Gehörlose. Präsident war der Zürcher Werner Eichenberger. 14. September 1971 Der gehörlose Peter Wyss wird Schützenkönig am Zürcher Knabenschiessen. Er ist bis heute der Einzige geblieben.

9 sprache ein Rätsel, auch etwas Fremdes, und die wild gestikulierenden Gehörlosen wahrscheinlich oft ein komisches Erscheinungsbild. Es gab Schweizer Gehörlose, die uns darum baten, die Gebärdensprache zu verheimlichen. Aber für die Ausländer kam das nicht in Frage. Sie machten den Schweizern Mut, dass diese doch die Gebärdensprache ebenfalls benützen sollten. Für die ausländischen Gehörlosen galt die Devise: Die Gehörlosen haben ein Recht auf die Gebärdensprache, diese steht ihnen zu! Damals kam es in einem Restaurant zu einer bizarren Situation! Dort traf sich eine Gruppe Gehörloser. Es wurde locker und in Gebärdensprache kommuniziert. Das Servicepersonal und der Restaurantbesitzer waren «schockiert». Sie fürchteten sich sehr, und glaubten, dass die Gehörlosen durch ihre «unanständige» Art die hörenden Gäste vertreiben könnten. Die gehörlosen Gäste wurden gebeten, leiser zu sein. Ein Gehörloser erklärte dann, dass ihre Unterhaltung mit den Händen ja keinen Lärm mache. Die Gebärdensprache sei eben ihre Sprache, die sie normalerweise benützten, um sich miteinander zu unterhalten. Es brauchte eine Weile, bis dies der Restaurantbetreiber und das Personal dies einsahen. Doch das Treffen blieb nicht das letzte in diesem Lokal. Die Gehörlosen besuchten das Restaurant nachher weiterhin regelmässig. Der Restaurantbetreiber und das Servicepersonal gewöhnten sich schliesslich und gewannen zu den Gehörlosen Vertrauen und zeigten ihnen fortan auch ihre Sympathie. Gratulationen zur erfolgreich bestandenen Autoprüfung In den Vereinsprotokollen des CEG stösst man immer wieder auf Gratulationen, die an Gehörlose gerichtet waren, welche ihre Autoprüfung erfolgreich bestanden hatten. Die Gehörlosen empfanden das Bestehen der Prüfung als tolle Leistung, für die man sie mit Recht ehrte und waren stolz auf sich. Heute ist es selbstverständlich, dass Gehörlose zur Autoprüfung zugelassen sind. 40) Anliegen der Gehörlosen 41) Wie aus einem Protokoll des CEG von 1978 hervorgeht, wurden damals zwei wichtige Anliegen herausgearbeitet und niedergeschrieben: a) Kauf von eigenen Clubräumen im Zentrum der Stadt Zürich für Versammlungen, Sitzungen, Vorträge, Sprachkurse, Archivräume usw. b) Anstellung eines/r eigenen DolmetscherIn für Gebärdensprache, um Verhandlungen mit den Behörden und Arbeitgebern für die Anliegen der Gehörlosen zu führen In der Gehörlosenschule Zürich wird erstmals in der Deutschschweiz ein amerikanisches Modell eines Schreibtelefons vorgeführt Selbsthilfe und Fachhilfe bearbeiten das Problem «Steuerabzug für Gehörlose» im Kanton Zürich mit Erfolg. Gehörlose dürfen Fr pauschal abziehen. 5. April 1975 Der bayrische Rundfunk bringt zum ersten Mal die Gehörlosensendung «Sehen statt Hören» einmal pro Woche. Diese Sendung läuft heute noch.

10 Sie begrüssten die Gehörlosen mit der bei Gehörlosen üblichen Begrüssung «Hallo» oder verwendeten die einfachen Gebärden (z.b. die Gebärde GUT nachahmend mit dem ausgestreckten Daumen der A-Hand). Die Ängste erwiesen sich als unbegründet. Peter Hemmi Unser Traum: Ein echtes, eignes Haus Nach der Gründung des CEG im 1970 beschäftigte sich dieser immer stärker mit der Idee eines Gehörlosenzentrums. Für diesen Traum braucht es Geld! In intensiver Zusammenarbeit und durch den Beizug fachkundiger Beratung, auch seitens der schweizerischen Gehörlosen, organisierten die Mitglieder des CEG eine gross angelegte Sammelaktion im Kanton Zürich. Die Sammlung wurde der Polizei vorgelegt und von ihr auch genehmigt. Zu diesem Zweck wurde ein Sammelformular erstellt, auf dem man den Namen des Spenders, Ort, Datum und den gespendeten Geldbetrag eintragen konnte. Die Gehörlosen sammelten Spenden bei Privaten und Geschäftsleuten. 2) Spenden gingen auch von ausländischen Botschaftern ein, z.b. aus der spanischen, italienischen und ex-jugoslawischen Botschaft. Sogar Papst Paul VI spendete Fr für die Vision des CEG. 3) Spannende Erinnerungen! 8 Hansruedi Kistler Hansruedi Kistler war damals Präsident des Gehörlosen Sportvereins Zürich. Er war einer der grossen gehörlosen Persönlichkeiten im Gehörlosenwesen. Zugleich war er auch als Kassier des CEG tätig hatte der CEG bereits Fr gesammelt. Vor Hansruedi Kistler übte Peter Hemmi (1978 der erste offizielle Angestellte Sekretär des SGB DS) die Funktion des Kassiers aus. Den Gehörlosen gelang es schliesslich innerhalb von zehn Jahren einen Betrag von über Franken zu beschaffen (siehe Kapitel «Die Idee für eine Stiftung»). Die Summe erwies sich als zu gross, um den Club als Verein weiterhin ehrenamtlich zu führen. Juli/August Gehörlosen Weltkongress in Washington. Dort findet die 1. Internationale Tagung der Dolmetscher für Gehörlose statt. Die Dolmetscherfrage wird damit auch in der Schweiz lanciert. September 1975 Das Gehörlosentelefon «Telcrit» ist fabrikationsreif. Schon 1977 folgt das «Aus» für Telcrit In der Westschweiz finden erste Gebärdensprachkurse statt. 11. November 1978 Im Welschland und im Raum Zürich werden 2 Modelle des Schreibtelefons «Telescrit» von Urs Linder (Sohn gehörloser Eltern) versuchsweise eingesetzt.

11 Schon von Anfang an suchten die Gehörlosen neben der Mittelbeschaffung gleichzeitig auch nach Lokalitäten bzw. Räumlichkeiten für ein eigenes Haus für die Gehörlosen. 3) Von der Genossenschaft Gehörlosenhilfe Zürich (GGHZ) wurde 1968 / 1969 in Zürich an der Oerlikonerstrasse 98 für Gehörlosenfachorganisationen und für gehörlose Menschen ein neues Gebäude gebaut. Die Fachleute haben für das Gebäude einen für uns Gehörlose «delikaten» Namen gewählt: Sie nannten es einfach Gehörlosenzentrum, obwohl im Gebäude neben den wenigen Räumlichkeiten für die Gehörlosen grösstenteils von Hörenden geleitete Fachorganisationen untergebracht wurden. Trotzdem fanden viele hörende Fachleute die Bezeichnung «Gehörlosenzentrum» sehr passend. Für die Gehörlosen war der Name «Gehörlosenzentrum» aber schockierend, und viele fühlten sich verletzt oder gar betrogen. Sie fanden den Namen für das neue Gebäude, in dem sich vorwiegend von Hörenden geleitete Organisationen nieder liessen, inhaltlich nicht korrekt. Unter den unzufriedenen Gehörlosen sprach man auch davon, dass die Hörenden den Namen den Gehörlosen gestohlen und zweckentfremdet hätten März 1979 Die «Genossenschaft Hörgeschädigten Elektronik» wird in Zürich gegründet. Sie gibt das Schreibtelefon Telescrit heraus. 1. Juni 1979 Das Bildschirm-Schreibtelefon «Combiphon» von Boesch-Electronics, Küsnacht wird vorgestellt.

12 Ein Gehörlosen-Treff: Das Angebot der Firma Welti Furrer Die Firma Welti Furrer bot dem CEG gratis ihr Tea-Room an der Pfingstweidstrasse 31 in der Nähe des Escher-Wyss-Platzes in Zürich als Gehörlosentreffpunkt an. Der Club war vorerst begeistert und begann, jeweils am 1. Freitag des Monats im Tea-Rom am Escher-Wyss-Platz einen Stamm durchzuführen. Das erste Mal am 2. Februar Dieser Treffpunkt wurde aber bald wieder aufgelöst. Dafür gab es verschiedene Gründe. Das Lokal befand sich auf dem Firmengelände der Firma Welti Furrer. Abends war der Weg zum Lokal zu dunkel und das Gebäude und das Areal fast menschenleer. Die Gehörlosen fühlten sich zu sehr von den andern Menschen getrennt. 4) Ausflugangebot Europ. Gehörlosen-Kongress 10 Zuerst ein Lokal, später ein Haus Der CEG verfolgte sein Ziel, ein eigenes Lokal, bzw. ein Haus für die Gehörlosen zu finden, mit Beharrlichkeit weiter. Alfons Bundi und Antonio Alonso nahmen zusammen mit Herrn Pfr. Pastor, der als Dolmetscher amtete, mit der Zürcher Stadträtin Dr. Regula Pestalozzi Kontakt auf. Sie verhandelten mit ihr über den Kauf eines eigenen Hauses. Frau Pestalozzi empfahl, zuerst nach einem Lokal Ausschau zu halten, und erst später ein Haus ins Auge zu fassen. An der Orellistrasse 21 hatte sie im Hotel Zürichberg ein Lokal gefunden, welches sie den Gehörlosen anbot. Nach der Besichtigung am 16. März 1977 nahm der Club dieses Angebot an. Aus verschiedenen Gründen musste der CEG aber bereits nach zwei, drei Treffen das Lokal aufgeben. Der Raum erwies sich als zu kalt, die Gehörlosen konnten das Gebäude nicht selber verwalten und das Lokal war zu abgelegen. Diese Herausforderung wäre für die Gehörlosen zu gross. 5) Januar 1980 Die IV übernimmt probeweise die Kosten für das Telescrit, aber nur wenn man es für den Beruf braucht. Ab 1983 gilt die Regelung auch für den Privatgebrauch. 3. Januar 1981 Erste TV-Sendung für Gehörlose im Deutschschweizer Fernsehen «Sehen statt Hören». Ausstrahlung 1. Samstag im Monat. Toni Rihs wird Redaktor.

13 7. bis 10. Mai 1975: Der erste europäische Gehörlosen-Kongress in Zürich Um einen europäischen Gehörlosen-Kongress in Zürich zu organisieren, knüpfte der CEG internationale Beziehungen zu Gehörlosen und zum Weltverband der Gehörlosen. Antonio Alonso und Ivan Pecnjak Mitglieder des CEG pflegten mit wichtigen gehörlosen und hörenden Persönlichkeiten internationalen Kontakt 4) : Zum Beispiel mit Dragoljub Vukotic, dem Präsidenten des Weltverbandes der Gehörlosen WFD, Cesare Magarotto, dem Gründer des WFD, Vittorio Ierella, einem Vorkämpfer für die Gründung des WFD, Francesco Rubino vom Gehörlosen Sportverband Italien und Friedrich Waldow, der verschiedene Ämter als Geschäftsführer und Präsident der Gehörlosen-Dachverbände in Deutschland bekleidete. Kontakte bestanden auch zu Carlo Beretta, dem Präsidenten des Gehörlosenvereins Tessin. Dank dessen internationalen Beziehungen wurde der CEG als Mitglied des Weltverbandes der Gehörlosen aufgenommen. Mitglied beim WFD war auch die Westschweizerische Gehörlosen-Organisation Association Suisse pour les Sourds démutisés (Asasm). 11 Das war ein Novum. Die Schweiz war als einziges Land auf der ganzen Welt mit zwei Organisationen als WFD-Mitglied registriert. Dem WFD gefiel, dass der CEG allein von Gehörlosen geführt wurde. Durch die Pflege der Beziehung konnte der CEG den 1. Kongress in Zürich organisieren und durchführen. Viele Ehrengäste und Persönlichkeiten aus Politik, Kirche und dem Gehörlosenwesen nahmen an diesem Kongress teil und figurierten auf der Teilnehmerliste. Kongress-Ansprachen 1981 Start von TELETEXT in der Schweiz Gehörlose und SGB reagieren schnell «Teletext das Radio der Gehörlosen». 26. September 1981 Der Weltverband der Gehörlosen WFD lanciert im UNO Jahr der Behinderten den Tag der Gehörlosen. Grossveranstaltung in Zürich unter dem Motto «Einander verstehen, miteinander leben, ob gehörlos oder hörend».

14 Während des Kongresses wurden zwei DolmetscherInnen aus Deutschland und Österreich eingesetzt! Dieser erstmals in der Schweiz stattfindende Kongress wurde auch als ein wichtiger Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit wie zur Thematik «Gehörlosigkeit, Gebärdensprache und Dolmetschdienste» betrachtet. Er war für die hörende Gesellschaft ein deutliches Zeichen, dass sich Gehörlose für ihre eigene Kultur, die Gebärdensprache und Gebärdensprachdolmetscher einsetzen wollten. Dieses Ereignis machte die Gehörlosen und ihre Kultur in der hörenden Gesellschaft besser bekannt. 12 Des Weiteren wurde in der Kirche Maria-Krönung an der Carl-Spittelerstrasse 40 am 10. Mai 1975 eine neue Flagge eingeweiht und die Feierlichkeiten mit einem Theaterstück des Zürcher Mimenchors untermalt. Weitere Programmbestandteile waren: Ausflüge nach Schloss Turbenthal und Interlaken, eine Ausstellung, eine Filmvorführung, ein Bankett, verschiedene Ehrungen, die Wahl einer gehörlosen Miss Europa, Tänze und diverse Überraschungen. 6) 26. Februar 1983 Am Gehörlosenrat wird das Thema «Selbsthilfe» behandelt. Markus Huser schreibt im April ein Manifest zur zukünftigen Gehörlosenpolitik «Die Schweizer Gehörlosenarbeit am Scheidweg Zur Selbsthilfe bei Gehörlosen» Der gehörlose Roberto Wirth (mit Schweizer Wurzeln) wid Dirketor des weltberühmten 5 Sternen-Hotels «Hassler» in Rom. Er ist es bis heute noch. Im Hotel steigen berühmte Schauspieler, Staatspräsidenten, usw. ab.

15 13 Herbst 1982 Gehörlosenverein Zürich, Gehörlosenschule Zürich und Schwerhörigenverein Zürich organisieren FIngeralphabetkurse. Initiant: Hubert und Manuela Brumm. 1/3 der TeilnehmerInnen waren gehörlos. 26. Februar 1993 Am Gehörlosenrat wird das Thema «Selbsthilfe» behandelt. Markus Huser schreibt im April ein Manifest zur zukünftigen Gehörlosenpolitik «Die Schweizer Gehörlosenarbeit am Scheidweg Zur Selbsthilfe bei Gehörlosen».

16 14 Gründung eines Gesprächsforums, um den Dachverband des Kantons Zürich für die Gehörlosen umzugestalten Der CEG sah 1977, dass die Zürcher Dachorganisation Vereinigung für Gehörlose (ZVFG) in eine schwierige Situation geraten war und wollte sie für die Bedürfnisse der Gehörlosen umgestalten. Auf Grund der Initiative von Peter Hemmi wurde vom CEG das Gesprächsforum einberufen. Am 24. Juni und 2. September 1977 konnte dieses erfolgreich durchgeführt werden. Ein Entwurf für die Gehörlosenselbsthilfe, «Neugestaltung des Gehörlosenwesens im Kanton Zürich», wurde von Walter Gnos im Gesprächsforum vorgelegt. Das Ziel war, den Dachverband für Gehörlose im Kanton Zürich so zu gestalten, dass die Anliegen von den Gehörlosen für die Gehörlosen besser durchgesetzt und die Führung und die Verwaltung eines eigenen Clubhauses von den Gehörlosen übernommen werden könnte. Aber der CEG geriet selbst in eine Krise und nahm deshalb an den nächsten Sitzungen nur als Beobachter teil. Dafür übernahm der ZVFG die Führung und wollte seine Interessen durchsetzen. Dies wurde von verschiedenen Seiten bekämpft. Nach den Forumsgesprächen war der ZVFG als Dachorganisation untragbar geworden. Er löste sich 1978 auf. Der darauf neu gegründete Zürcher Gehörlosenverein (ZGV) betrachtete sich nicht mehr als Dachorganisation. Die Aktivitäten für eine neue Dachorganisation wurden nicht weiter fortgesetzt 7) (siehe Kapitel Zürcher Vereinigung für Gehörlose). 18. September 1983 An der deutschschweizer Gehörlosenkonferenz stellt der SGB seine «10 Thesen zu Gebärde und Lautsprache» vor. Der Anfang von heftigen Reaktionen und Auseinandersetzungen. 27. August 1983 Der Verein «Forschungszentrum für Gebärdensprache» wird gegründet. Leiterin des Forschungszentrum: Penny Boyes Bräm.

17 Club-Mitteilungen, Club-Nachrichten Unter der Präsidentschaft von Kalman Milkovics ( ) wurden die Clubnachrichten des CEG in drei Sprachen herausgegeben. Wir wollten, dass unsere Informationen für alle Mitglieder in der Schweiz verständlich waren. Man fragt sich heute, wie wir so viel Energie investieren konnten und woher wir die Kraft nahmen. Darauf gibt es nur eine Antwort: Die hohe Bereitschaft für sehr viel ehrenamtliche Arbeit und ein gutes Herz! Von 1978 bis 1983 gab der Club einfache Mitteilungen in einer Art Flugblatt heraus. Der CEG liess ab 1984 regelmässig alle 3 Monate eine Zeitung mit den neusten Nachrichten herausgeben. Es waren darin interessante Aktivitäten und die Erwachsenenbildungs-Programme des Clubs zu finden wie Filmvorführungen, Besichtigungen, Ausflüge, Kurse, Studienreisen, Erörterungen zur Thematik der Gehörlosigkeit, Teilnahme an Tagungen, Berichte und Hinweise auf die wichtigsten Ereignisse im Gehörlosenwesen wie die Fernsehsendung «Sehen statt Hören», Kommentare über Zeitungsartikel im Zusammenhang mit der Gehörlosigkeit, Informationen über technische Hilfsmittel usw. Das Programm des Clubs war sehr reichhaltig und die Veranstaltungen wurden oft und gut besucht. Ab 1991 publizierte der Club seine Informationen in der neuen «Zürcher Gehörlosen Zeitschrift» der Stiftung TdG. 8) Clubnachrichten-Heft Kalman Milkovics Idee für eine Stiftung Mit dem Zuwachs des Vermögens sah sich der CEG gezwungen, Lösungen für die Sicherstellung seines Vermögens zu finden. Der gehörlose Präsident, Ernst Hanselmann, begab sich auf eine private Reise nach Dänemark und besuchte dort ein Gehörlosenzentrum. Dort erfuhr er, dass eine Stiftung ein örtliches Gehörlosenzentrum trägt und verwaltet, was in dieser Weise gut funktionierte. Er brachte diese Idee in die Schweiz. Daraufhin wurde ein Jurist mit der Gründung einer Stiftung beauftragt Die IV übernimmt neu auch die Kosten für ein Schreibtelefon für den Privatgebrauch. Erste Teletext-Seite für Gehörlose im Fernsehen unter der Nummer 151 «Lesen statt Hören». 1. Januar 1984 Der hörende leitende Redaktor der Gehörlosenzeitung Erhard Conzetti übergibt die Leitung an ein Team von 3 Gehörlosen und 1 Hörende. Heinrich Beglinger wird Leiter.

18 Der Jurist Manfred Möhl brauchte mehr als 2 Jahre, um diese Aufgabe zu erledigen. Er stellte alle notwendigen Dokumente zusammen, prüfte Statuten und Protokolle aus der vergangenen Vereinszeit und versuchte, die neu zu gründende Stiftung auf die bestehenden Vereinsgegebenheiten abzustimmen. Gleichzeitig mussten aber zur Überführung des CEG in eine Stiftung auch die Vereinsstatuten nochmals neu über-arbeitet und mit der Stiftungsstruktur in Übereinstimmung gebracht werden 9) (siehe Kapitel Gründung Stiftung «Treffpunkt der Gehörlosen»). 16 Erste Kontakte mit Zdrawko Zdrawkow Zur Verwirklichung seiner Ziele suchte Ernst Hanselmann (CEG Präsident) einen kompetenten Gehörlosen-Vertreter für den CEG und für die Stiftung TdG. Er nahm 1981 erstmals Kontakt mit Zdrawko Zdrawkow auf und führte mit ihm konkrete Gespräche. Zdrawkow nahm dessen Angebot, Vorstandsmitglied zu werden, an. Er wurde sofort beim Club sehr aktiv, machte bei der Stiftung TdG mit und wirkte im Gehörlosenwesen im Kanton Zürich mit. Ernst Hanselmann, CEG-Präsident 1984 Das Cochlear Implantat (CI) wird zum erstenmal eingepflanzt. Louis Müller (1952 Präsident des GSVZ 1953 nach Kanada ausgewandert) wurde als erster Gehörloser operiert. Herbst 1984 Gehörlosenschule Zürich startet das LBG-Projekt (lautsprachbegleitendes Gebärden). 1. Januar 1985 «Sehen statt Hören» wird nun jeden Samstag ausgestrahlt. Zum erstenmal gehörlose Nachrichtensprecher: Toni Koller und Ruedi Graf.

19 Namensänderung des Vereins Der CEG fällte aus strategischen, kulturellen und integrationsspezifischen Erwägungen heraus diesen Entscheid. Der Verein musste sich neu formieren und sich immer mehr den schweizerischen Gehörlosen annähern, um mit ihnen zusammenzuarbeiten. Daraus entstand 1991 der neue Name: Club Zürcher Gehörloser (CZG). Ab 1991 organisierte der Club mit dem ZGV ein bis zwei gemeinsame Veranstaltungen, um Beziehungen und Freundschaften zu knüpfen. So konnten sich beide Vereine am 23. April 1993 zusammenschliessen und der neue Club hiess nunmehr Gehörlosen- Club Zürich 10) (siehe Kapitel «Fusion CZG und ZGV 1993»). Markus Huser Ein Motor der Gehörlosen-Emanzipation Markus Huser, gehörlos, war eine wirklich hoch gebildete und bekannte Persönlichkeit unter den Gehörlosen und den hörenden Gehörlosenfachleuten. Er war zwischen eine treibende Kraft in der Emanzipationsbewegung der Gehörlosen des Kantons Zürich und in der ganzen Schweiz. Er verstand es, viele Gehörlosenorganisationen dafür zu gewinnen sich den verschiedenen Behindertenorganisationen anzuschliessen, um damit dank der Solidarität aller Behinderten die Rechte der Gehörlosen besser durchzusetzen. Ebenso wollte er den Schweiz. Gehörlosenbund SGB zu einer schlagkräftigen Dachorganisation entwickeln. Leider ist Markus Huser 1991 unerwartet schwer und unheilbar erkrankt und im Alter von nur 35 Jahren gestorben. Sein Tod löste grosse Betroffenheit und einen Schock bei den Gehörlosen, Freunden und Bekannten aus. Er war ein unermüdlicher Kämpfer für die Rechte und das Wohl der Gehörlosen. Sein Aktivitätsspektrum war sehr breit: Er befasste sich mit Jung und Alt, mit Gehörlosen und Schwerhörigen und setzte neue Akzente in den Bereichen Freizeit, Bildung, Gebärdensprache, Politik und vielem mehr. Besonders die hörenden Fachleute im Gehörlosenwesen fürchteten sich vor seinem Engagement und der Art und Weise wie er ihre falschen Vorurteile zerpflückte. Auch während seiner Krankheit bis kurz vor seinem Tode hat er die politische Situation der Gehörlosenselbsthilfe genau verfolgt. Zum Schluss stellte er mit grosser Befriedigung fest: Die Zeit für uns ist gekommen! Er hat uns und die Geschichte der Gehörlosen in der Schweiz geprägt Februar 1985 Der Hilfsfonds der ehemaligen Gehörlosenkasse wurde aufgelöst. Er wurde 1896 gegründet, weil Gehörlose von Krankenkassen nicht aufgenommen wurden. Zeitweise hatte die Krankenkasse für Gehörlose 200 Mitglieder. 1. Mai 1985 Die erste Dolmetschervermittlung startet. SVG übernimmt die Vermittlung.

20 Stiftung Treffpunkt der Gehörlosen 18 Ernst Hanselmann Otto Wild Gründung Stiftung Treffpunkt der Gehörlosen Endlich kam der grosse Augenblick. Die «Stiftung Treffpunkt der Gehörlosen» wurde gegründet. Die Abstimmung bei der Gründungsversammlung verlief erfolgreich, und die Spende von Fr des CEG war ein grosser Segen. Am 11. September 1980 konnten Ernst Hanselmann, CEG Präsident, Otto Wild, CEG Sekretär und Todor Todorov, CEG Kassier, den offiziellen Eintrag im Handelsregisteramt bestätigen. In der Urkunde wurde der Stiftungszweck festgehalten: Die Stiftung bezweckt, auf gemeinnütziger Grundlage eine Begegnungsstätte für Gehörlose zu schaffen und zu betreiben und die hierfür erforderlichen Mittel zu äufnen. Zu diesem Zweck kann die Stiftung Gebäude auf zu Eigentum erworbenem oder im Baurecht zur Verfügung gestelltem Boden errichten, Stockwerkeigentum erwerben, bereits bestehende Gebäude kaufen, umbauen oder mieten oder ihre Errichtung auf jede andere Weise erleichtern. 11) Todor Todorov Kauf eines eigenen Raums Kurze Zeit nach der Gründung der Stiftung TdG setzte sich der Präsident, Ernst Hanselmann, aktiv für den Kauf eines eigenen Raumes ein. Man wollte den Treffpunkt im Sihlcenter bei der Alterssiedlung zwischen Limmatplatz und Escher-Wyss Platz einrichten. Nach Überprüfung der Liegenschaftspläne musste auf den Kauf verzichtet November 1985 In Zusammenarbeit mit dem Gehörlosenverein Zürich werden die Gebärdenkurse neu durch den SGB organisiert. Zuerst in Zürich, später in der ganzen Deutschschweiz Dolmetscherausbildungskurs die ersten 11 GehörlosendolmetscherInnen (heute: GebärdensprachdolmetscherInnen) werden diplomiert.

21 werden, da er sich im Untergeschoss befand und das Tageslicht fehlte. An dieser Aktion war die Regierungsrätin Frau Emilie Lieberherr massgeblich beteiligt. Die Suche nach einem geeigneten Raum musste fortgesetzt werden. 12) Erste Kontakte zu Markus Huser Zdrawko Zdrawkow wurde als Stiftungsratsmitglied des CEG für die Stiftung TdG gewählt. Er nahm 1983 Kontakt mit Markus Huser auf und ermunterte ihn, im CEG und in der Stiftung TdG aktiv mitzuwirken. Schnell fand Markus Huser den Anschluss und leistete seinen Beitrag zum weiteren Gelingen der Vereinsziele. Zusammen mit den Tätigkeiten des SGB und dem Engagement von Markus Huser kam es zu grossen Veränderungen im zürcherischen Gehörlosenwesen. Erster Geschäftssitz der Stiftung TdG In einem Zeitungsinserat wurde die Vermietung von Lokalitäten an der Langstrasse 62 ausgeschrieben. Der Mietpreis war sehr günstig, und so konnten die Kosten durch die jährlichen Zinsen der Obligationen der Stiftung TdG praktisch gedeckt werden. Am 1. Oktober 1986 begann die Stiftung TdG zwei Räume von je 20m 2 für den Treffpunkt und die Geschäftsstelle zu mieten. Am 22. Februar 1987 präsentierte die «Stiftung TdG» an einem Tag der offenen Türe die die neuen Räumlichkeiten der Öffentlichkeit. Ab 1. März 1987 konnte ein Treffpunktbetrieb mit polizeilicher Bewilligung geführt werden. Am Anfang war die Begeisterung sehr gross und der Treffpunkt war Montag bis Samstag jeweils abends regelmässig geöffnet. Später war er nur noch jeden Freitag und Samstag Abend offen. Nur alkoholfreie Getränke durften serviert werden. 13) In der Folge vereinbarte man mit dem Schweizerischen Gehörlosenbund (SGB), dass der SGB gratis in das Büro des TdG einziehen durfte. Das grosszügige Startangebot ermöglichte es dem SGB, als Selbsthilfe in der deutschen Schweiz neu zu etablieren und an Selbständigkeit zu gewinnen März 1986 SGB/FSS wird in zwei Regionen aufgeteilt: SGB-Deutschschweiz mit Tessin und FSS- Region Romandie. 2 Regionalsekretariate werden geschaffen. 24. Juni 1986 Eva Hüttinger wurde nach 36 Jahren als Sozialarbeiterin auf der Beratungsstelle verabschiedet. Sie galt als fortschrittlich und der Emanzipation der Gehörlosen aufgeschlossen. März 1987 Der Kinofilm «Gottes vergessene Kinder» stösst auf riesiges Echo. Oscar für die gehörlose Schauspielerin Marlee Matlin. Ansturm auf Gebärdensprachkurse.

22 Räume für SGB DS im Gehörlosenzentrum Als im Gehörlosenzentrum am 1. Januar 1990 zwei Räume im 3. Stock frei wurden, hat die Stiftung TdG diese zwei Räume sofort für den SGB DS übernommen. Damals hat der SGB DS die Stiftung TdG gebeten, ihm in dieser schwierigen Zeit für zwei Jahre die Miete zu bezahlen, um das SGB DS Budget finanziell nicht zu sehr zu belasten. Durch diese Massnahme wurde die Aufbauarbeit des SGB generell unterstützt, besonders aber der Aufbau der Gebärdenspracharbeit und damit die Gebärdensprachvermittlung für Gebärdensprachinteressierte. 14) 20 Stiftungsrat-Sitzung an der Langstrasse Geschäftsstelle Damit ein funktionierendes Sekretariat und ein Treffpunkt eingerichtet werden konnten, brauchte es Kapital und Personen die sich der Arbeiten annahmen. Die Otto-Gamma- Stiftung spendete der Stiftung TdG Fr und knüpfte an die Spendevergabe die Bedingung, dass das Geld nur für die Personalkosten eingesetzt werden dürfe. Daraufhin hat der Stiftungsrat der Stiftung TdG beschlossen ab 1. Oktober 1987 Zdrawko Zdrawkow als Geschäftsführer zu 50% anzustellen. Seine ersten Aufgaben bestanden darin, den Treffpunkt und die Geschäftsstelle zu führen sowie die Zusammenarbeit mit den Gehörlosen-Selbsthilfegruppen sicherzustellen, die Gehörlosen mit Informationen zu versorgen, Kontakte und Beziehungen mit Behörden und Persönlichkeiten zu knüpfen und die Öffentlichkeitsarbeit generell zu fördern. Dank den grosszügigen Spenden von zwei Gehörlosen, die der Stiftung ihre komplette Hard- und Softwareeinrichtung zur Verfügung stellten, kam zum ersten Mal ein Computer zum Einsatz. 15) 1. Oktober 1987 SGB/FSS trennt sich von der Gehörlosenzeitung des SVG (heute sonos). 1. Ausgabe der SGB-Nachrichten (heute visuell plus) wird herausgegeben. Oktober/November 1987 Das 1. SGB-Bildungsseminar mit Yerker Anderson, gehörloser Soziologieprofessor und Präsident des Weltverbandes der Gehörlosen (WFD), und 3 weiteren amerikanischen Dozenten der Gallaudet Universität wird gestartet. Thema: Persönlichkeitsbildung und Führungstraining.

23 Markus Huser und Zdrawko Zdrawkow nahmen 1988 erste Gespräche mit der Invalidenversicherung in Bern auf. Sie legten der IV die Anliegen und Bedürfnisse der Gehörlosen und Gehörlosenselbsthilfe, der Stiftung TdG und des Schweiz. Gehörlosenbundes dar. Die IV hat darauf hin die Selbsthilfeorganisationen definitiv als subventionsberechtigte Organisationen anerkannt und deren Gesuche bewilligt. Fast gleichzeitig wie die Stiftung TdG zu einem neuen Sekretär kam, konnte auch der Schweiz. Gehörlosenbund (SGB) Peter Hemmi als ersten offiziellen Sekretär einstellen. Die Freude darüber war bei der Selbsthilfeorganisation riesig, man war glücklich darüber, dass die Anliegen der Gehörlosen beim Bund und in der Öffentlichkeit endlich Anerkennung fanden. 16) Jugendarbeit in der Stiftung TdG von 1992 bis 1993 Die Stiftung TdG wollte die Arbeit für die jungen Gehörlosen unterstützen und fördern und die erwachsenen Gehörlosen als Vorbild für die jungen Gehörlosen darin einfliessen lassen. Der Stiftungsrat beschloss, Andreas Janner als soziokulturellen Animator bei der Stiftung TdG anzustellen. Er arbeitete von 1992 bis 1993 als Jugendarbeiter für die jungen Gehörlosen der Stadt und des Kantons Zürich. Während seiner Arbeit hat er berufsbegleitend eine Ausbildung zum soziokulturellen Animator absolviert und die Abschlussprüfung mit Erfolg bestanden. Nach Abschluss seiner Ausbildung hat die Stiftung versucht, die Stelle weiterhin zu erhalten. Die Ritter-Mühlhaupt Stiftung konnte diese Stelle nur ein Jahr lang finanzieren. Andreas Janner für die Jugendarbeit Leider war eine jährliche Finanzierung der Stelle nicht möglich. Ebenso wurde die Subvention dieser Stelle vom Bundesamt für Sozialversicherung abgelehnt. So konnte die Stiftung TdG keine anderen finanziellen Mittel mehr finden und die Idee zur Realisierung der Jugendarbeit musste aufgegeben werden. 17) Januar 1988 Beginn der Telefon-Vermittlung für Deutschschweiz im Auftrag der Genossenschaft Hörgeschädigten-Elektronik. 13. März 1988 Über 2300 gehörlose Gallaudet-Studenten streiken eine Woche lang. Sie setzten sich durch in der 124 jährigen Geschichte von Gallaudet wird mit Irving King Jordan zum erstenmal ein Gehörloser zum Uni-Präsidenten gewählt. Die weltweite Medienreaktion erfasst auch die Schweiz.

24 22 Zürcher Gehörlosen Zeitschrift Der Stiftungsrat der Stiftung TdG hatte die Geschäftsstelle beauftragt, mit allen Gehörlosenvereinen- und Institutionen zusammenzuarbeiten, um Konkurrenz und Anfeindungen zu vermeiden und das Vertrauen aufzubauen. Nur Solidarität allein genügte nicht. Am 19. Dezember 1990 wurde ein neues Konzept für eine gemeinsame zürcherische Zeitschrift erarbeitet. Um diese Aufgabe zu erfüllen, konnte am 5. März 1990 eine Kommission aus folgenden Vertretern gebildet werden: ZGV, CZG, Jugendgruppe der Zürcher Gehörlosen TEAM 76, Beratungsstelle für Gehörlose Zürich und GSVZ. Die Kommission brauchte mehrere Sitzungen für die Konzeptbereinigung. Schlussendlich besass die Kommission bei der Anzahl der Ausgaben, dem Seitenumfang, der Formatgrösse, dem Titelnamen, der Schriftgrösse, der Finanzierung und anderen Entscheidungen für die Zeitschrift, ein Mitspracherecht. Die Zeitschrift erhielt den Namen «Zürcher Gehörlosen Zeitschrift» (ZGZ). Als das Konzept reif und bereit war, konnte am 1. November 1991 die erste Ausgabe der Zeitschrift in der Region Zürich herausgegeben werden. Die neue Zeitschrift fand bei den Gehörlosen Zustimmung und Begeisterung. Die Zeitschrift erschien während 10 Jahren. Ab 1999 gab es eine grosse Veränderung bei den Subventionen der Invalidenversicherung IV. Die IV musste umstrukturieren und ihre Dienstleistungen ebenfalls neu definieren. Davon war auch die Zeitschrift betroffen, denn als Zeitschrift für die Selbsthilfe der Gehörlosen war sie nicht mehr subventionsberechtigt. Die Produktion der Zeitschrift wurde Ende Dezember 2000 eingestellt. Ab 2001 wurde ein neues Konzept für eine andere Zeitschrift ausgearbeitet. Die Stiftung TdG ersuchte die Zürcher Kantonalbank um eine höhere finanzielle Unterstützung für den Start des neuen Zeitschriftenprojekts. Ein kleiner Betrag wurde geleistet, aber die Summe genügte nicht für die Lancierung einer neuen Zeitschrift. Durch die intensive Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle für Gehörlose Zürich mit ihren verschiedenen Dienstleistungen entstand eine neue Idee für eine gemeinsame neue Zeitschrift. Das bestehende Konzept musste neu überarbeitet, und zusammen mit der Beratungsstelle für Gehörlose zu Fragen wie Definition der Herausgabe, Inhalte, Verantwortlichkeit und Finanzierung, neu festgelegt werden. Erst 2004 konnte die erste Ausgabe der Zeitschrift «infos» endlich erscheinen. 18) September 1988 SVG und SGB-DS treffen sich zum erstenmal zu einer Austauschrunde in der Kartause Ittingen, um die bestehenden Spannungen zwischen den Gehörlosenverbänden abzubauen. Daraus entstehen die Ittinger Runden. 22. Oktober 1988 Erste GATiG Tagung fördert die Ausbildung von Gehörlosen zu Fachleuten im Gehörlosenwesen. Die GATiG-Gruppe wird in Zürich gebildet. Heute sind 160 gehörlose und hörbehinderte Fachleute angeschlossen. Herbst 1988 Stiftung PROCOM wird gegründet mit dem Ziel: Telefonvermittlung für die Schweiz.

25 Zürcher Veranstaltungskalender zur Gehörlosenkonferenz im Kanton Zürich Vor 1987 organisierten die zürcherische Selbsthilfe und Fachhilfe der Gehörlosen turnusgemäss eine jährliche Präsidentenkonferenz in Zürich. Sie diente dazu, gemeinsam die Veranstaltungen zu koordinieren. Am 20. November 1987 lud Theophil Messikommer vom Kant. Pfarramt für Gehörlose zu einer Präsidenten-Konferenz des Kantons Zürich für Vereine, Verbände und Institutionen ein. 15 Organisationen beteiligten sich am Jahresprogramm Die Präsidentenkonferenz-Koordination für das Jahresprogramm 1989 übernahm Werner Gnos, Präsident der Schweiz. Vereinigung Gehörloser Motorfahrer SVGM. Als nächster Organisator wurde die Stiftung TdG bestimmt und führt zum ersten Mal 1989 eine Präsidentenkonferenz durch. Ein wichtiger Eckpunkt für die Koordination der Aktivitäten und Anliegen der verschiedenen Selbstund Fachhilfeorganisationen der Gehörlosen des Kantons Zürich war die Herausgabe des Zürcher Veranstaltungskalenders. Die Stiftung TdG hat diese Aufgabe an die Hand genommen, die Veranstaltungen gesichtet, ein Veranstaltungsprogramm zusammengestellt und dieses jährlich in Kalenderform herausgegeben. Neu wurde der Kalender mit Themen zur Gehörlosigkeit, zur Gehörlosenkultur und zur Gehörlosenselbst- und -fachhilfe ergänzt. Neben der Präsidentenkonferenz bildeten sich andere neue Arbeitsgruppen wie die Gesprächsrunde am 12. Juni 1987, das Aktionskomitee für die Mittelbeschaffung am 9. Februar 1990 und das Gesprächsforum am 30. September Sie hatten die Absicht, die verschiedenen Auseinandersetzungen zwischen der Stiftung TdG und den anderen Selbsthilfegruppen aus dem Weg zu schaffen, die Integration von ARGE-Klubraum in die Stiftung TdG zu realisieren sowie die Mittelbeschaffungsaktion und das Thema Räumlichkeiten des Gehörlosenzentrums Zürich zu behandeln. Am 28. Oktober 1998 wurde die Präsidentenkonferenz zur Koordinationskonferenz umbenannt. Die Erwachsenenbildung ging am 1. Januar 2000 von der Beratungsstelle für Gehörlose an die Stiftung TdG über. Es entstand der neue Name, Koordinations- und Erwachsenenbildungskonferenz. Später wurde der besseren Unterscheidung wegen auf zwei Konferenzen, in die Koordinationsund in die Erwachsenenkonferenz auf Juni 1990 Die Beratungsstelle für Gehörlose Zürich feiert das 50 Jahre Jubiläum Schifffahrt mit 300 Gästen. Sommer 1990 Gottfried und Ruth Ringli treten nach fast 30 Jahren als Leiterpaar der Gehörlosenschule Zürich zurück. Gottfried Ringli blieb noch lange aktiv, vor allem für das Gehörlosenzentrum Zürich und als Buchautor über das Gehörlosenwesen.

26 24 geteilt. Um eine Plattform für die Gehörlosen und Hörenden zu schaffen wurde am 21. November 2002 die Gehörlosenkonferenz Kanton Zürich ins Leben gerufen. Beide Konferenzen gibt es bis heute noch. Besonders interessant und informativ ist die Gehörlosenkonferenz, welche im 2005 zum 4. Mal durchgeführt wurde und sich einer grossen Beliebtheit erfreut. 19) Umzug ins Gehörlosenzentrum und neue Veränderung für die Selbsthilfe Der Treffpunkt an der Langstrasse 62 zählte von Jahr zu Jahr immer mehr Besucher. Der Raum war für so viele Leute zu eng. Man musste nach grösseren Räumen Ausschau halten. Diese Notlage traf mit dem Wegzug der Berufsschule für Hörgeschädigte aus dem Gehörlosenzentrum zusammen. Auch ihr fehlte es an Platz. Der ihr im Gehörlosenzentrum zur Verfügung stehende Raum war definitiv zu klein. Für die Stiftung TdG kam deshalb der Auszug der Berufsschule für Hörgeschädigte zum richtigen Zeitpunkt. Plötzlich gab es viele freie Räume. Die Genossenschaft Gehörlosenhilfe Zürich (GGHZ), die Besitzerin der Liegenschaft, war bereit Räume an die Stiftung TdG abzutreten. Die Stiftung TdG konnte am 1. Oktober 1992 ins Gehörlosenzentrum umziehen und übernahm 7 Räume, die Cafeteria und den Jugendkeller. Total sind dies ungefähr 160 m 2. Diese Räume wurden von der Stiftung TdG an die Gehörlosenselbsthilfe, den SGB, den GCZ, den GSVZ, die Jugendgruppe TEAM 76 und die Schweiz. Vereinigung Gehörloser Motorfahrer teilweise weiter vermietet. Erstmals war eine ganze Anzahl Gehörlosenorganisationen gemeinsam unter einem Dach vereinigt. Das war ein abso- lutes Novum. Unser Ziel, uns in einem eigenen Gehörlosenzentrum eine Heimat zu schaffen, nahm immer mehr Gestalt an. Nach und nach erhielt der SGB als gesamtschweizerischer Vertreter der Gehörlosenselbsthilfe weitere Büroräumlichkeiten. Das war gut so, denn dies ermöglichte ihm, seine Tätigkeiten von einem zentralen Ort aus zu steuern und zu verwalten. Der Auslöser dieser Veränderung im Gehörlosenzentrum war Gottfried Ringli, Präsident der GGHZ. Dank der guten Zusammenarbeit zwischen der GGHZ und den Gehörlosenorganisationen kam es zu diesem entscheidenden Durchbruch. 20) Treffpunkt und Büro der Stiftung TdG Gehörlosenzentrum in Oerlikon 1. September 1990 Gehörlose präsentieren die Sendung «Sehen statt Hören» allein. 21. November Jahre nach dem Aufklärungsfilm des SVG «Auch unsere Stimme soll gehört werden» (mit Christoph Staerkle in der Hauptrolle) erscheint ein neuer Informationsfilm «Ich bin gehörlos verstehen Sie mich?» Mit den Zürchern Sandra Miserez und Steve Vallevia in den Hauptrollen.

27 Klubraum-Umbau 1993 hat die Stiftung TdG den Klubraum des Gehörlosenzentrums übernommen. Der Bodenbelag war bereits abgenutzt, Wände und Decke waren dunkel. Die Bar mit Küche und der Abstellraum wurden nicht mehr gebraucht, weil die Stiftung TdG bereits eine Cafeteria im gleichen Haus betrieb. Gleichzeitig wurde ein Raum zur Benutzung von Sitzungen, Vorträgen und Veranstaltungen gewünscht. Im Sommer 1994 wurden in Zusammenarbeit mit den Gehörlosen-Selbsthilfeorganisationen Pläne entworfen und Mitte Dezember 1995 die Vorbereitungen für die Umbauarbeiten des Klubraums abgeschlossen. Weil die Aufwände das Umbau-Budget knapp deckten, konnte am 28. Juni 1996 mit den Umbauarbeiten begonnen und in etwa 4 Wochen beendet werden. Die Stiftung TdG hat die Umbauarbeiten des Klubraums und die Verbesserung der Cafeteria ausgeführt. Dies war dank namhafter finanzieller Unterstützung von Hewlett Packard und der Union Bank of Switzerland (UBS) (vormals Schweiz. Bankgesellschaft SBG) möglich. Den Umbau haben praktisch nur Gehörlose bewerkstelligt. 21) Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung TdG in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen 22) Nachfolgend eine kleine Auswahl aus der Öffentlichkeitsarbeit, bei welcher die Stiftung TdG aktiv mitgearbeitet und mitgewirkt hat. Zum ersten Mal nahmen 1998 die Stiftung TdG, die Beratungsstelle für Gehörlose und verschiedene andere Behinderten- organisationen des Kantons Zürich, BKZ, gemeinsam aktiv am Züri-Fäscht an der Börsenstrasse bei der Bahnhofstrasse teil. Angeboten wurde dem Publikum ein reichhaltiges Programm mit verschiedenen Aktivitäten wie Kommunikationsspielen, ein Sinnes- Parcours, ein Blindenwurfspiel, eine Wurfmaschine usw. Für die Unterhaltung sorgten ein Clown und ein Zauberer. Für Hungrige war ebenfalls mit einer feinen Paella gesorgt. Der Besucherandrang war riesig Januar 1991 Die Tagesschau von SF1 wird erstmals 3 mal pro Woche untertitelt (ab 1992 täglich am Abend). Für die Untertitel wurde extra der Schweizer Weltmeister im Maschinenschreiben eingestellt. 17. August 1991 Markus Huser, Pionier und Initiant des modernen SGB ist an schwerer Krankheit gestorben.

28 Die Stiftung TdG, die Beratungsstelle für Gehörlose und der Schweiz. Gehörlosenbund präsentierten sich 1998 auch an der Züspa-Herbstmesse in Zürich. Dort wurde hauptsächlich Öffentlichkeitsarbeit betrieben und den Messebesuchern die Thematik der Gehörlosigkeit aus der Sicht der Fachhilfe und von Selbstbetroffenen vorgestellt. Der Kommunikationswettbewerb lockte viel Publikum an. Die Leute versuchten begeistert, die ihnen gestellten Kommunikationsaufgaben richtig zu lösen. Es war eine erfolgreiche Veranstaltung. 26 Züspafest Der Ringier-Verlag wurde auf die Mittelbeschaffungsaktionen der Beratungsstelle für Gehörlose Zürich und der Stiftung TdG aufmerksam. Die Frauenzeitschrift «Orella» des Ringier-Verlags, welche ihre Leser und Leserinnen zu einem Wettbewerb eingeladen hatte, führte 1998 auf Initiative von Silvio Bortoluzzi einen Herz-Wettbewerb, die so genannte «Herzaktion» durch. Anschliessend wurde eine Versteigerung in der Gehörlosenkirche des Gehörlosenzentrums Oerlikon veranstaltet. Deren Erlös kam der Gemeinschaftsaktion der Beratungsstelle für Gehörlose und der Stiftung TdG zu. Ebenfalls 1998 unterstützte die Stiftung TdG zusammen mit den zürcherischen Gehörlosenvereinen und dem Schweiz. Gehörlosenbund den Sponsorenlauf des Schweiz. Gehörlosen Sportverbandes für die Winter-Weltspiele in Davos von Herzaktion Sponsorenlauf 28. September Jahre CH Grösster nationaler Tag der Gehörlosen in St.Gallen. Sympathielauf mit über 1500 Personen durch die Stadt mit dem Motto «mehr Bildung bessere Integration». 23. Mai 1992 Zum ersten Mal in der Geschichte des SVG- Fachverbands wird Beat Kleeb als gehörloser Präsident. Seine Präsidentenschaft dauerte von

29 Welttag der Gehörlosen und Erwachsenenbildung Im Jahr 2000 führte die Stiftung TdG zum ersten Mal anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums den «Welttag der Gehörlosen» in und um das Gehörlosenzentrum durch. Diese Veranstaltung war ein weiterer erfolgreicher Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit und erzielte auch eine positive Reaktion unter den Gehörlosen. Wichtige Persönlichkeiten aus der Politik wie Josef Estermann, Stadtpräsident, und Rita Fuhrer, Regierungsrätin des Kantons Zürich, waren zu Besuch. Besonders erfreulich war die Zusammenarbeit mit den zürcherischen Gehörlosen-Selbsthilfegruppen. Die Stiftung TdG verspürte schon seit langem den Wunsch, eigene Erwachsenenbildungsveranstaltungen und Aktivitäten im Bereich der soziokulturellen Animation durchzuführen. Durch Verhandlungen mit der Beratungsstelle für Gehörlose Zürich konnte die Arbeit der Erwachsenenbildung von der Beratungsstelle für Gehörlose an die Stiftung TdG übertragen werden. Dies war eine sehr mutige Entscheidung der ehemaligen Trägerschaft, dem Zürcher Fürsorgeverein für Gehörlose. Zudem übernahm der Zürcher Fürsorgeverein noch während zweier Jahren die volle Defizitgarantie für die Erwachsenenbildung. Damit hat der Fürsorgeverein gezeigt, dass er bereit ist, die Selbsthilfe tatkräftig zu unterstützen. Dies ist einmalig in der ganzen deutschen Schweiz. 23) 27 Gleichstellungsaktion «Gleiche Rechte für Behinderte» Sommer 1992 Die Berufsschule für Hörgeschädigte zieht aus Platzgründen aus dem Gehörlosenzentrum in Zürich-Oerlikon aus und zügelt an die Schaffhauserstrasse in Zürich-Oerlikon. Für das Gehörlosenzentrum beginnt eine neue Ära. 20. Februar 1993 Die Genossenschaft «Fontana Passugg» wird gegründet. Der Übernahme ging ein langer Rechtsstreit über den Verkauf der Pension Fontana Passugg voraus.

30 28 Wanderausstellung Das Sozialamt der Stadt Zürich veröffentlichte in einer Pressemitteilung am 14. März 2000 ein Projekt «Neue Ideen für die Soziokultur». Die Stadt Zürich stellt für das Jahr 2001 einen Betrag von Fr. 60'000. für diese Projekt-Förderung zur Verfügung. Ruedi Graf von der Stiftung TdG gestaltete in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle für Gehörlose Zürich zwei verschiedene Projekte «Kulturelle Integration auch für Gehörlose» und «Gehörlosigkeit sichtbar machen» (später «Gehörlos wird sichtbar»), und reichte diese Idee beim Sozialamt ein. Die Stadt Zürich wählte das Projekt «Gehörlos wird sichtbar» aus und führte mit Ruedi Graf Gespräche über den Inhalt des Projektes. Anschliessend wurde der Projektinhalt verbessert und verfeinert und mit dem Fotound Videowettbewerb und der Wanderausstellung ergänzt. Nach Abschluss dieser Vorarbeiten unterstützte die Stadt Zürich das Projekt mit Fr. 17'000.. Eine Projektgruppe mit Ruedi Graf, Anna Leutwyler, Michael Husmann, Sibylle Rau, Corina Roth und Katja Tissi wurde gegründet. Es wurde ein Projektkonzept für ein Foto- und Videowettbewerb erstellt. Interessierte hörende und gehörlose Personen setzten sich dann auf künstlerische Weise mit dem Thema Gehörlosigkeit auseinander. Am 30. April 2002 wurde der Wettbewerb, der vom 5. Mai bis 30. September 2002 dauerte, in 28 Zeitungen und Magazinen sowie 10 Radio- und Fernsehstationen aus- geschrieben und auch im Internet publiziert. Weiter wurden 1500 Fotografen, Filmschaffende, Fotoclubs und Fachschulen zu diesem Wettbewerb angeschrieben. Am Ende beteiligten sich 170 Hörende und 25 Gehörlose/Schwerhörige am Wettbewerb. Es wurde in drei Kategorien eingeteilt: Foto Professional, Foto Amateur und Video. Es wurde eine Jury aus den Hörenden: Josef Estermann, Alt Stadtpräsident Zürich, Koni Nordmann, Studienleiter Maz & Reportagefotograf, Doris Fanconi, Fotografin Tagesanzeiger, Martina Rieder, Videokünstlerin, und den Gehörlosen Enrico de Marco, Fotograf, Michael Husmann, Grafiker und Katja Tissi, Expertin Gehörlosenkultur, gebildet. Diese Gruppe wählte die besten Fotos und Videos aus. Am internationalen Tag der Behinderten, am 3. Dezember 2002, wurde im Stadthaus Zürich die Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und mit der Prämierung der Wettbewerbsbeiträge eröffnet. Es war ein voller Erfolg, 420 Personen besuchten diesen Anlass. Die Gewinner des Wettberwerbs waren: Foto Professional: Stephan Fallucci «Sprachen machen Leute», hörend, Basel. Foto Amateur: Caetan Piaget «Vollzogene Sichtbarkeit», hörend, Chur. Video: Peter Hemmi, gehörlos, und Guido Bucher «Guckloch», gehörlos. Vom 3. bis 13. Dezember 2002 konnte 1420 Besucher die Bilder und Videos im Stadthaus bewundern und kennen lernen. Ein Buch zur Ausstellung «Gehörlos wird sichtbar» wurde ebenfalls herausgegeben. Danach ging die Ausstellung auf Wanderschaft 18. März 1993 Gehörlose demonstrieren anlässlich einer Konsenstagung an der Universität Zürich gegen das CI (Cochlea Implantat). 24. April 1993 Gottfried Ringli wird 1. Preisträger des KUBI- Preises (Kultur- und Bildungspreis) des SGB-DS. Weitere Zürcher Preisträger waren Margrit Tanner, Beat Kleeb, Rolf Ruf, Benno Caramore, Urs Linder.

31 Stadthaus 2002 Winterthur 2003 Zollikon 2006 und wurde an verschiedenen Orten präsentiert: In der Alten Kaserne Winterthur im September/Oktober 2003, am Weihnachtsmarkt im Gartencenter Waffenschmidt Russikon im November/Dezember 2003, an der MUBA in Basel Februar 2004, an der Oberstufenschule Wallenbach Wetzikon im Mai 2004 und an der Berufsschule für Hörgeschädigte im September Diese Öffentlichkeitsarbeit war sehr erfolgreich und viele Leute befassten sich dadurch mit der Thematik der Gehörlosigkeit und der Gebärdensprache. 24) 29 Parallel dazu suchten der Stiftungsrat und die Geschäftsstelle der Stiftung TdG seit längerer Zeit gemeinsam einen neuen Name für die Geschäftsstelle. Die Dienstleistungen der Geschäftsstelle waren nicht nur auf den Treffpunkt (Begegnungsstätte) Zollikon 2006 April 1993 Das Gebärdensprach-Buch erscheint. 18. Juni 1993 Reinhard Reifler, Leiter der Beratungsstelle für Gehörlose ist gestorben. Er hat das Zürcher Gehörlosenwesen massgeblich geprägt und im Sinne der Selbsthilfe gefördert.

32 ausgerichtet, sondern viel breiter auch Gebärdensprache in der Zürcher Kantonsverfassung Am Ende der Verhandlungen, im Jahre auf die Selbsthilfeförderung, Erwachse- Sehr wichtig ist, was in der Verfassung über gehörlose Menschen steht. Die Verfas wurde vorerst der Artikel «Gebär- nenbildung, Gehörlosenkultur und Sozial- sung eines Staates ist eine wichtige Basis für die Rechtsgestaltung und die Rechts- densprache» nochmals aus dem Ver- politik. Die Suche nach einem neuem findung und kann einen wichtigen Einfluss auf unser Leben haben. fassungstext gestrichen und eine Woche Namen wurde auch in Zusammenarbeit Im Jahre 2000 entschied sich der Kanton Zürich für eine neue Kantonsverfassung. später dank einem «Kuhhandel» zwi- mit der Beratungsstelle für Gehörlose Zur Ausarbeitung der Verfassung wurde ein Verfassungsrat mit 100 Verfassungsmit- schen den politischen Parteien doch noch geführt und so ein Namensvorschlag gliedern gewählt. Der Stiftung TdG gelang es, mit Frau Thea Mauchle, vorerst partei- im Verfassungstext beibehalten. gefunden. Der Stiftungsrat der Stiftung los, später Mitglied der Sozialdemokratischen Partei (SP) Kontakt zu knüpfen. Diese Verankerung in der kantonalen TdG stimmte dem neuen Namen für Es gelang ihr, ein wichtiges Anliegen der Gehörlosen, die Anerkennung der Gebärden- Verfassung ist ein historisches Ereignis die Geschäftsstelle, sichtbar GEHÖRLOSE sprache und das Anrecht der Gehörlosen auf gehörlosengerechte Verständigung und von gesamtschweizerischer Bedeutung. ZÜRICH, zu. Information in die neue Zürcher Kantonsverfassung zu integrieren. In einem ersten Mit Stolz kann man sagen, dass die Das neue Logo wurde an der Gehörlosen- Anlauf gelang es, für dieses Anliegen einen eigenständigen Artikel in der Verfassung Gebärdensprache in der Zürcher Ver- 30 konferenz 2003 offiziell vorgestellt. Seit dem 1. Januar 2004 ist die Stiftung zu platzieren. Später wurde dieser Artikel wieder aus dem Verfassungsentwurf gekippt und in einem allgemein formulierten Artikel zusammengefasst und so in abgeschwächter fassung besser verankert ist als in der Bundesverfassung. Was dieser kantonale TdG die Trägerschaft der Geschäftsstelle Form in die Verfassung übernommen. Trotz der abgeschwächten Formulierung im Verfassungsartikel den Gehörlosen sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH. endgültigen Verfassungstext ist jetzt im Kanton Zürich die rechtliche Stellung der Ge- konkret bringt, wird sich allerdings erst Gleichzeitig benützt die Geschäftsstelle hörlosen verbessert worden, und wir können sagen, dass unsere Bemühungen poli- in Zukunft zeigen. Die Verfassung trat den neuen Namen und das Logo. tische Wirkung gezeigt haben. An den verschiedenen Debatten während der Bearbei nach einer Volksabstimmung in tung des Verfassungstextes durch die Politiker waren die Gehörlosen immer beteiligt Kraft. 25) und verfolgten das Geschehen mit grossem Interesse. Sie freuten sich über die Fort- schritte oder litten sehr stark, als es zu Blockierungen während den Beratungen kam. 26. Juni 1993 Die ersten diplomierten GebärdensprachlehrerInnen werden vom SGB diplomiert. 1. Oktober 1993 Die Stiftung Schloss Turbenthal realisiert das Projekt «Gehörlosendorf». Diese bahnbrechende Idee hat die DorfbewohnerInnen bis heute positiv verändert.

33 Reinhard Reifler ( ), Leiter der Beratungsstelle für Gehörlose Von 1986 bis 1993 arbeitete Reinhard Reifler, hörend, als Sozialarbeiter und als Leiter der Beratungsstelle für Gehörlose Zürich. Er hat sich als Neuling sehr schnell mit seinem Arbeitsgebiet vertraut gemacht und erkannte die Probleme und Anliegen der Gehörlosen rasch. Er leistete für die einzelnen Gehörlosen und die Gehörlosenorganisationen gute Dienste und förderte den Gedanken, aus der Hilfe für Gehörlose eine Hilfe zur Selbsthilfe zu machen. Ebenso sehr unterstütze er die Gehörlosenkultur und schuf partnerschaftliche Mitarbeitsformen mit und für Gehörlose. Auf der Beratungsstelle hat er für die gehörlosen Mitarbeiter Raum geschaffen und ihnen Verantwortung und klare Funktionen zugewiesen. Als erste gehörlose Fachperson war Ruedi Graf bei der Beratungsstelle für Gehörlose tätig. Reinhard Reifler hat als hörende Fachperson viel beigetragen zur Veränderung der Haltung von hörenden Fachpersonen und Fachorganisationen gegenüber Gehörlosen. Er hat damit die Anerkennung der Gehörlosen vorangetrieben. An seiner Wahl zum Leiter der Beratungsstelle für Gehörlose war Markus Huser als Vorstandsmitglied des Zürcher Fürsorgevereins für Gehörlose massgeblich beteiligt. Reinhard Reifler ist ein Glücksfall für die Geschichte der Gehörlosenselbsthilfe ist Reinhard Reifler im Alter von 45 Jahren an einer schweren Krankheit gestorben. Seine grossen Verdienste bleiben der Gehörlosen-Selbsthilfe in guter Erinnerung. 31 Verfassungsparlament über die Gebärdensprache in der neuen Kantonsverfassung Herbst 1993 Ein Entwurf zu einem Zusammenschluss von Selbsthilfe und Fachhilfe (SVG und SGB) wird in einem Papier «Gehörlosenwesen 2000» zur Diskussion gestellt. 31. März 1994 LBG-Projekt (Lautsprachbegleitendes Gebärden) nach 10 Jahren abgeschlossen. SGB-DS und Gehörlosenschule Zürich unterzeichnen ein Positionspapier zu LBG in der Gehörlosenschule.

34 Übersicht zur Entwicklung unserer Aktivitäten Chronik der Geschäftsstelle TdG ab 1987 bis heute Jahr Dienstleistung Personal Erfolge 1987 Treffpunkt, Zusammenarbeit der Selbst- 50% Stelle 1 Gehörloser erste Pionierarbeit, erster Start der hilfe, Bildung (Selbstbewusstseinförde- Gehörlosenselbsthilfe, Eröffnung Treff- rung, Information), Öffentlichkeitsarbeit punkt und Büro an der Langstrasse (Kontakte mit Persönlichkeiten, Behörden usw.) Treffpunkt, Zusammenarbeit der Selbsthilfe, Öffentlichkeitsarbeit, Bildung 120% Stellenprozente, davon 100% gehörlos BSV anerkennt TdG als subventionsberechtigte Organisation, gemeinsames (Stärkung der Selbstbewusstseins), Büro mit Schweiz. Gehörlosenbund, Herausgabe der SGB Nachrichten Zusammenarbeit mit der zürcherischen Gehörlosenselbsthilfe, Anschaffung von Computern mit den Gehörlosenvereinen 1995 Treffpunkt, Selbsthilfeförderung, 340% Stellenprozente, davon Herausgabe der Zeitschrift und Kalender, Bildung (Stärkung der Selbstbewusst- 140% Stelle gehörlos, Umzug ins Gehörlosenzentrum, Über- seins), Öffentlichkeitsarbeit, Herausgabe 200% Stelle Soliwork-Projekthilfe nahme und Verwaltung des Klubraums, der «Zürcher Gehörlosen Zeitschrift» Umbau Jugendkeller, neuer Weg für und «Zürcher Veranstaltungskalender» die Zusammenarbeit mit Fachleuten, «Kommunikationsforum KOFO», SGB-Jubiläums-Mitarbeit, Sponsorenlauf für SGB und SGSV

35 Jahr Dienstleistung Personal Erfolge 2000 Treffpunkt, Selbsthilfeförderung, 340% Stellenprozente, davon Öffentlichkeitsarbeit mit Beratungsstelle Erwachsenenbildung, Öffentlichkeits- 275% gehörlos für Gehörlose am Züri-Fäscht, an der arbeit und Sozialpolitik, Kulturförderung Züspa-Ausstellung, Herzaktion; Verantwortung für die Erwachsenenbildung, Hausverwaltung des Gehörlosenzent- rums, Welttag der Gehörlosen, Schreibberatung, Altersseminar 2007/2008 Treffpunkt, Selbsthilfeförderung, 470% Stellenprozente, davon Anerkennung der Gebärdensprache in 33 Erwachsenenbildung, Öffentlichkeits- 400% gehörlos der Zürcher Kantonsverfassung, Aktionen arbeit und Sozialpolitik, Kulturförderung für gleiche Rechte, neuer Name für die Geschäftsstelle «sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH», Wanderausstellung «Gehörlos wird sichtbar» und Festival-Oerlikon, gemeinsame Herausgabe der Zeitschrift «infos» mit Beratungsstelle für Gehörlose, Herausgabe des Kursprogrammhefts «Z-Angebote», Projekt TheaterTraum, 25 Jahre Jubiläum...

36 Region Zürich: Entwicklung der Gehörlosenselbsthilfe von 1970 bis heute Bemerkung zu Nachforschungen der Geschichtssammlung Die Kenntnisse zur genaueren und detaillierten Entwicklung der Gehörlosenselbsthilfe in Zürich (Zürcher Vereinigung für Gehörlose ZVFG, Zürcher Gehörlosen-Verein ZGV, GSVZ, TEAM 76 Jugendgruppe der Zürcher Gehörlosen, Schweiz. Gehörlosenbund SGB, Beratungsstelle für Gehörlose Zürich / Zürcher Fürsorgeverein für Gehörlose ZFVG) sind sehr beschränkt. Wir haben bewusst nur einen kleinen Zeitraum berücksichtigt. Es wurden ein paar wichtige Themen ausgewählt, welche für die Selbsthilfe-Bewegung der Region eine grosse Rolle spielten und diese beeinflussten. Zürcher Vereinigung für Gehörlose ZVFG Eine Arbeitsgruppe mit Delegierten aus der Gehörlosen Krankenkasse, der Bildungskommission, dem GSVZ, der Schachgruppe und der Jugendgruppe der Gehörlosen wurde gegründet. Sie planten eine Dachorganisation zu gründen. Am 13. Juni 1964 war es soweit. An der Gründungsversammlung nahmen 78 Gehörlose und 4 Hörende teil. Ihr Vorbild waren die Vorkämpfer Herr und Frau Sutermeister (die Sutermeisters haben die Gründung des Schweiz. Verbandes für das Gehörlosenwesen, heute sonos, in die Wege geleitet). Ihr Ziel war der Zusammenschluss der Gehörlosen und Delegierten der Vereine und Organisationen, um die Ziele der Gehörlosen besser zu erreichen. Der Gründung als Gehörlosen-Dachorganisation für Einzelund Kollektivmitglieder in der Region Zürich wurde einstimmig zugestimmt und als erster Präsident Ernst Bühler gewählt hat die ZVFG eine Fachkommission für Klubräume im Gehörlosenzentrum gegründet. Sie aktivierte die finanzielle Mittelbeschaffung für die Räumlichkeiten für die Gehörlosen im Gehörlosenzentrum. 34 Oktober 1994 Der Verein «Lautsprachlich kommunizierende Hörgeschädigte Schweiz» LKH wird als Gegenpol zur Gebärdensprachemanzipation gegründet. Dezember 1994 SGB reicht eine Petition um Anerkennung der Gebärdensprache an die Eidgenössischen Räte ein. Das Parlament übergibt die Petition an den Bundesrat (Agenturmeldung).

37 Eigene Klubräumlichkeiten oder ein eigenes Klubhaus In einem Interview in der Zürcher Gehörlosen Zeitschrift erklärt Rainer Künsch, gehörlos, der sich während vielen Jahren sehr aktiv für die Beschaffung von Klubräumen einsetzte: Zuerst planten die Gehörlosen ein Projekt mit dem Ziel, eigene Klubräume oder ein eigenes Klubhaus zu schaffen. Durch dieses Bedürfnis wurde 1964 eine Dachorganisation mit dem Namen Zürcher Vereinigung für Gehörlose gegründet, und so entstand eine Fachkommission für Klubräume. Früher stand am gleichen Ort wie das Gehörlosenzentrum noch ein altes Haus («Gehörlosenwerkstätte für gehörlose Handwerker», Anmerkung der Redaktion), in welchem die Berufsschule für Hörgeschädigte und das Wohnheim für Lehrlinge und Lehrtöchter ihr Domizil hatten. Es sprach sich herum, dass dieses Haus bald abgebrochen werde und ein neues Zentrum entstehen solle. Die Zürcher Vereinigung für Gehörlose wurde gefragt, ob sie Interesse hätte, Räume zu mieten. Nach dem Bau und der Eröffnung des neuen Gehörlosenzentrums hatten wir endlich zwei Klubräume (60 m 2 ) erhalten 26) Um dieses Vorhaben zu erreichen, organisierte die ZVFG 1968 und 1976 zwei grosse Sonderaktionen auf einem Zürichsee-Schiff (später von allen «Schiffsaktion» genannt). Die erste Aktion wurde durch Fachleute durchgeführt, später übernahmen die Gehörlosen selbst die Verantwortung dafür. Die Veranstaltungen dauerten jeweils 4 Tage. Angeboten wurden ein Bazar, ein Flohmarkt, eine Ausstellung, eine Cafeteria und Spiele. Der Erlös aus der ersten Aktion ergab etwa Fr und jener aus der zweiten etwa Fr. 60'000., insgesamt ein stattlicher Betrag und ein erfreuliches Ergebnis! Doch unter den Gehörlosen wurde weiter diskutiert. Man war verunsichert. Es sprach sich unter den Gehörlosen herum, dass viele mit nur zwei Räumen nicht zufrieden wären. Zudem waren viele Gehörlose enttäuscht in ihren eigenen Angelegenheiten im Gehörlosenzentrum keinerlei Mitspracherecht zu erhalten. 26) Logo «Zürcher Vereinigung für Gehörlose» (ZVFG), später auch «Zürcher Gehörlosen Verein» September 1996 Grosses SGB-Jubiläum: Der SGB feiert sein 50-jähriges Bestehen unter dem Thema: «Dazu-gehören ohne hören». 12. April 1997 Die erste Schweizerische Bildungsstätte für Gehörlose, Schwerhörige und Spätertaubte in Passugg wird eingeweiht.

38 ZVFG zum Zürcher Gehörlosen-Verein ZGV umgewandelt Die ZVFG war durch den Austritt des Gehörlosen Sportvereins Zürich GSVZ in eine Krise geraten. 7) Ebenso hatte das Gesprächsforum keine weiteren Fortschritte gebracht. Dafür hat die ZVFG eine andere Lösung gefunden. Sie wurde 1978 aufgelöst und gleichzeitig als Verein «Zürcher Gehörlosen-Verein» neu gegründet. Der neue Verein übernahm weiterhin die Fachkommission Klubräume. Aber 1983 und 1984 wurde die Fachkommission Klubräume plötzlich «herrenlos» (gem. Interview R. Künsch). Der Zürcher Gehörlosen-Verein und der GSVZ bildeten darauf gemeinsam eine einfache Gesellschaft «Arbeitsgemeinschaft Klubraum» kurz ARGE Klubraum genannt. 26) 36 ARGE Klubraum Die beiden Vereine delegierten je drei Mitglieder in die Arbeitsgruppe ARGE Klubraum. Der ehrenamtliche Geschäftsführer Rainer Künsch führte nach wie vor die Verwaltung des Klubraums. Die freiwillige Mitarbeitergruppe der ARGE betreute den Klubraum. Der Geschäftsführer sorgte für den Klubraum, die Buchhaltung sowie für die Raumvermietung, die Getränke und die Miete. Er koordinierte auch die Aufsichtsaufgaben der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die ARGE organisierte Veranstaltungen wie z.b. «Je-ka-mi» (Jeder kann mitmachen), Eisenbahnabende, Filmabende, Kaffee-rahmdeckeli-Treffen und weitere Veranstaltungen. Die beiden Gesellschafter haben 1992 (auf Initiative von Walter Zaugg, GSVZ-Vorstandsmitglied) den Antrag zur Übergabe des Klubraums an die Stiftung TdG gestellt. Der Antrag wurde angenommen. Schlüsselübergabe ARGE-Klubraum an Stiftung TdG Das Vermögen der ARGE Klubraum ging an die Stiftung TdG zur Verwaltung über. Die Verantwortung für den Klubraum wurde ebenfalls an die Stiftung übertragen. Am 5. Januar 1993 wurde die Übergabe mit einer kleinen Feier vollzogen. Die Stiftung hat damit eine wichtige Aufgabe übernommen. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre machten klar, dass eine professionelle Führung und Verwaltung der Klubräume notwendig wurde und mit einer rein ehrenamtlichen Führung nicht mehr zu bewältigen war. 27) 1997 Solidaritätslauf zur Deckung der Finanzkrise des SGB-FSS Gehörlose werden vom Militärpflichtersatz befreit. Dieses Ziel wurde nach 2 Jahren erreicht.

39 Erster Gebärdensprachkurs des ZGV Auf Initiative von Hubert Brumm wurde eine Kommunikationsgruppe von Christoph Stärkle, Rolf Ruf, Manuela Brumm (geborene Sordo) und Ursula Weilenmann gegründet. Diesem Team gelang es zum ersten Mal 1984 in Zürich einen eigenen Gebärdensprach- und Fingeralphabetkurs zu organisieren und durchzuführen. Auf diese Neuerung hat der Schweiz. Gehörlosenbund reagiert und arbeitete mit dem ZGV zusammen, um die Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern. Am 1. November 1984 wurde eine schriftliche Vereinbarung zwischen dem ZGV und dem Schweiz. Gehörlosenbund SGB festgelegt: Der ZGV war dafür verantwortlich, die Gebärdensprachkurse in der Region Zürich zu organisieren und durchzuführen. Der SGB war für die Gebärdenspachlehrerausbildung und das Kursmaterial zuständig. Die SGB-Richtlinien zur Durchführung von Kommunikationskursen in der Region Zürich des ZGV wurden vom SGB-Vorstand brieflich am 19. Dezember 1986 bekannt gemacht. Ab 1987 übernahm der SGB die Organisation und die Durchführung der Gebärdensprachkurse. Felix Urech, SGB-Vorstandsmitglied und Mitglied der SGB Gebärdenkommissions-Leitung, erklärte, der SGB habe die Gebärdensprachkurse zuerst im SGB DS aufzubauen, um sie dann später wieder an die Regionen zurückzugeben. Damit sollte die Zusammenarbeit mit der Basis der Gehörlosenselbsthilfe verstärkt, und diese in die Verantwortung miteinbezogen werden. 28) Manuela Sordo-Brumm Gehörlosenkultur an der Gehörlosenschule 37 Hubert Brumm Mai 1998 Verein «Volksinitiative zur Gleichstellung Behinderter» wird gegründet. Das Ziel ist die Lancierung einer Volksinitiative. 6. Juni 1998 «Projekt Gehörlosen 2000» wird an der SVG- Delegierten-Versammlung in Zug abgelehnt. Nach 10 Jahren «Ittinger-Runde» mit zähen Verhandlungen ist das Projekt gescheitert. Der SVG lehnt eine gleichberechtigte Partnerschaft ab Der von Hörbehinderten selber produzierte Schweizer Dokumentarfilm «Tanz der Hände» konnte in vielen Städten mit grossem Erfolg gezeigt werden.

40 38 Fusion von CZG und ZGV 1993 Zu Beginn der 90er-Jahre spielten sich auch im zürcherischen Gehörlosenvereinswesen verschiedene Veränderungen ab. Es kam zu einem Zusammenschluss zwischen den zwei Gehörlosenselbsthilfegruppen, dem Zürcher Gehörlosen- Verein und dem Club Zürcher Gehörloser. Um sich zu finden, organisierten die beiden Vereine 1991 und 1992 regelmässig gemeinsame Veranstaltungen wie z.b. den Neujahrstreff, Grillplauschfeste usw. Auf diese Weise konnte man sich näher kennen lernen und das gegenseitige Vertrauen entwickeln und vertiefen. Dem Wunsch für einen Zusammenschluss stand schliesslich nichts mehr im Wege. Am 23. April 1993 wurde die Fusion vollzogen. Der neue Verein hiess fortan «Gehörlosen-Club Zürich» (GCZ). 29) Fusion von GCZ und GSVZ 2005 Der GCZ hatte sich lange Zeit damit beschäftigt, ob er sich mit dem GSVZ zusammenschliessen sollte. Denn diese zwei Gehörlosenvereine hatten immer mehr Doppelmitgliedschaften und getrennte Wege wurden nicht als sinnvoll erachtet. Es wurde für die beiden Gehörlosenvereine immer schwieriger, gehörlosen Nachwuchs zu finden und die Gehörlosen zu motivieren, im Vorstand mitzuarbeiten. Auf Wunsch des GCZ wurden am 30. Januar 2002 mit dem GSVZ erste Gespräche über den Zusammenschluss geführt. Es war für den GSVZ nicht einfach, mit seiner langen Tradition und als stärkster Verein der Region Zürich. Für die Zukunft der Gehörlosenvereine und um die Meinungen der Gehörlosen zu erfahren, wurde am 15. November 2002 eine Kofo-Diskussion zu diesem Thema veranstaltet. Über 70 Gehörlosen nahmen daran teil. Es gab unterschiedliche Reaktion. Der GCZ hat dem GSVZ einen «Heiratsantrag» gestellt, doch der GSVZ war zurückhaltend. An der Diskussion war auch das Deaf Team Winterthur DTW dabei. Es fand, der Zusammenschluss sei nicht empfehlenswert, denn Konkurrenz sei besser und gesünder. Doch der GCZ beharrte auf seiner Meinung und überzeugte den GSVZ-Vorstand für den Zusammenschluss. Boris Grevé, GSVZ-Präsident, und Karl Schmid haben an der GSVZ-Versammlung im April 2003 zum konkreten Zusammenschluss aufgerufen und fanden Zustimmung. Im Mai 2003 stimmte die GCZ-Versammlung dem Zusammenschluss-Vorschlag ebenfalls zu. So wurde der Weg frei um den Zusammenschluss vorzubereiten. Die Vorstände GCZ und GSVZ arbeiteten intensiv zusammen. Beide Vorstände luden am 14. November 31. Dezember 1998 Sehen statt Hören wird aus falschen Spargründen abgesetzt. Die Protest-Demonstration am Tag der Gehörlosen in Basel blieb aber erfolglos Bundesrätin Dreifuss erhält einen Gebärdennamen.

41 2003 ihre Mitglieder zu einem Diskussionsabend ein und ein Modell und Name wurden vorgestellt. Man glaubte, dass der Widerstand für den Zusammenschluss gross sein würde. Doch nach der Diskussion zeigte sich, dass die Idee überraschend positiv aufgenommen wurde. So konnten die zwei Vereine gemeinsame Veranstatungen, wie die Jahresschlussfeier im Dezember 2003 organisieren. Die GCZ-Mitglieder haben für die GSVZ-Mitglieder gekocht und serviert. Das beeindruckte alle Mitglieder beider Vereine positiv. Kurze Zeit später konnte eine Arbeitsgruppe aus zwei GSVZ-Vorstandsmitgliedern und einem GCZ-Vorstandsmitglied gebildet werden. Diese stellte schon am 17. April 2004 an der GSVZ-Versammlung und am 7. Mai 2004 an der GCZ-Versammlung einen Fusionsantrag. Dieser Antrag wurde von beiden Vereinen einstimmig (!) angenommen und so trat der Zusammenschluss am 1. Januar 2005 in Kraft. Der neue Verein heisst «Gehörlosen- und Sportverein Zürich» (GSVZ). Einzige Veränderung in diesem Vereins-Name ist die Ergänzung von «und». Als Initialen für den neuen Verein wurden jene vom Gehörlosen Sportverein Zürich übernommen. 31) Kommunikationsforum Kofo An einer Informationsveranstaltung des Gehörlosen-Clubs Zürich wurde am 30. Oktober 1998 ein so genanntes Kommunikationsforum gegründet, kurz Kofo Zürich genannt. Es wurde eine Arbeitsgruppe mit Tanja Tissi, Jutta Gstrein und Zdrawko Zdrawkow gebildet. Diese Gruppe plante und führte sechs Kofo-Veranstaltungen durch. Diese brachten viele neue Ideen und regten die Gehörlosen, aber auch interessierte Hörende zum Nachdenken an. Sie führten auch zu neuen Entwicklungen und Veränderungen unter den Gehörlosen. Es wurde über viele interessante Themen gesprochen, wie z.b. die Gebärdensprache, die Gehörlosengeschichte, die Rechte der Gehörlosen, die Anliegen und Wünsche der Gehörlosen. Diese, im Rahmen der Kofo gebotenen Auseinandersetzungen mit wichtigen Lebensthemen für Gehörlose, schufen die Voraussetzung für die persönliche Stabilität und ein stärkeres Selbstbewusstsein der Gehörlosen und ist ein gutes Beispiel einer sinnvollen und präventiven Hilfe zur Selbsthilfe. Im gleichen Jahr haben Jacqueline Füllemann und Norbert Braunwalder, ohne Wissen über das Gründungsvorhaben des GCZ, in Zusammenarbeit mit der Roten Fabrik ein eigenes Kofo gegründet. Da tauchten plötzlich zwei Kofos in Zürich auf und wurden zur Konkurrenz. Am Anfang hiess es «Kofo Quer», später «Kofo rf». Beide Kofos waren erfolgreich. Doch man fragte sich ob zwei Kofos in Zürich sinnvoll seien. Es kam zu Verhandlungen zwischen den zwei Kofo-Gruppen. Daraufhin schlossen sie sich im Jahr 2002 zu einem einzigen Kofo zusammen. 30) März Winterweltspiele der Gehörlosen in Davos. Grosserfolg für den SGSV. 30. März 1999 Der SGB-FSS beschliesst den Austritt aus dem SVG.

42 40 Team 76 Jugendgruppe der Zürcher Gehörlosen Während vieler Jahre führte die Beratungsstelle für Gehörlose Zürich veschiedene Veranstaltungen für gehörlose Jugendliche durch. Um die Bedürfnisse zu erfassen, wurden Erkenntnisse der Jugendlichen über die von ihnen gemachten Erfahrungen und Wünsche gesammelt. Damals übernahm die Beratungsstelle für die Jugendlichen alles, von der Programmausschreibung bis zur Durchführung der Veranstaltung. Aufgrund der Abklärungen und der Initiative der jungen Gehörlosen, vertreten durch Markus Huser, übertrug die Beratungsstelle für Gehörlose 1976 die Verantwortung für die Jugendaufgabe direkt an die Jugendgruppe. Die Beratungsstelle übernahm nur noch die Aufsichts-, Betreuungs- und Beratungsfunktion. Deshalb nannte sich die Jugendgruppe dann «TEAM 76». Von diesem Zeitpunkt an organisierten die Jugendlichen selbst verschiedene Veranstaltungen. Ab Januar 1993 übernahm die Stiftung TdG eine ähnliche Funktion wie zuvor die Beratungsstelle für Gehörlose. Ab 2001 veranstaltete die Jugendgruppe TEAM 76 keine Aktivitäten mehr. Erst ab 2003 entstand eine neue Jugendgruppe topdix.ch (vormals Option Paralysis) und wurde wieder aktiv. 32) Altersseminar für Gehörlose Die Gehörlosen sagten, es werde zu wenig für gehörlose ältere Menschen gemacht. Dank der Initiative von Gehörlosen und Reinhard Reifler, hörend, Sozialarbeiter der Beratungsstelle für Gehörlose, wurde eine Vorbereitungsgruppe für mehr Freude am Leben der älteren Gehörlosen gegründet. Zwei Jahre lang wurde die Zusammenarbeit mit Frau Gertrud Blatter, hörend, Pro Senectute Kanton Zürich, geplant und vorbereitet. Später, unter der Leitung von Anna Leutwyler, Sozialarbeiterin, hat die Beratungsstelle für Gehörlose Zürich am 19. Mai 1994 eine Ausbildung mit dem Namen «Altersseminar» für Gehörlose durchgeführt. Nach der Bewilligung der Ausbildung durch die Invalidenversicherung und einer finanziellen Zusicherung durch Sponsoren konnte die Ausbildung mit neun Gehörlosen starten. Die neun Gehörlosen konnten so diese zwei Jahre dauernde «Altersseminar-Ausbildung» besuchen. Sie erwarben sich dadurch die Berechtigung, für ältere Gehörlose als SozialbegleiterInnen zu arbeiten. Dieses Projekt war ein grosser Erfolg. Fast die Hälfte der Absolventen fand später eine Stelle in diesem Betätigungsfeld für alte gehörlose Menschen. Ein Teil arbeitete ebenfalls im Gehörlosenwesen, aber in anderen Betätigungsfeldern. Das Projekt wurde vom Zürcher Fürsorgeverein für Gehörlose, der Pro Senectute Kt. Zürich und der Stiftung TdG mitgetragen. 33) 11. September 1999 Erstes Visual Festival in Basel. Der Verein Visuelle Kultur veranstaltet einen Kulturtag Die Beratungsstelle für Gehörlose startet das zweijährige Projekt TaG Treff für arbeitslose Gehörlose. Die Stadt subventioniert das Projekt. Bis heute läuft es noch

43 Diplomfeier der SozialbegleiterInnen für ältere gehörlose Senioren SOBE Gehörlosenverein Winterthur GVW/ Deaf Team Winterthur DTW Von den Vorarbeiten bis zur Gründung des Gehörlosenvereins Winterthur konnten keine Aufzeichnungen gefunden werden. Dafür hat der Verein von der Gründung bis zur Auflösung alle Protokolle und die Liste der Präsidenten sorgfältig und lückenlos geschrieben und zusammengestellt. Diese Dokumentation wird beim reformierten Gehörlosenpfarramt gut aufbewahrt. Die Gründung des GVW erfolgte am 26. August 1945 im Erlenhof in Winterthur. Die erste Versammlung wurde von einem Hörenden geleitet. Die ersten 20 Aktivmitglieder (Gehörlose) und 2 Passivmitglieder (Hörende) wurden aufgenommen. Als erster Präsident wurde Willi Bollmann gewählt. Im Gründungsprotokoll hiess es: «Unser Ziel ist Weiterbildung und Geselligkeit, Fühlungsnahme mit den andern Gehörlosengruppen und Hörenden.» Am längsten, fast 40 Jahre, amtierte Theophil Messikommer als Präsident. Die Mitgliederzahl wurde von Jahr zu Jahr, durch Ableben der Mitglieder, immer kleiner. Am 22. April 1995 beschlossen die Mitglieder die Auflösung des Vereins. 42) Unabhängig von der Entwicklung des GV Winterthur, trafen sich 1997 junge Gehörlose aus der Umgebung Winterthur zu lockeren Treffen. Aus den Treffen entstand der Verein «Deaf Team Winterthur (DTW)». Am 19. Oktober fand die Gründungsversammlung des Deaf Team Winterthur statt. Der Verein betreibt vor allem sportliche Aktivitäten (Go-Kart, Bowling, Fussball und Unihockey). Heute zählt der Verein 60 Mitglieder. 41 Oktober 2000 Deafzone.ch die Internetplattform für Gehörlose und Schwerhörige wird aufgeschaltet. Grossandrang heute noch wird sie täglich von über 700 Usern besucht. 1. Mai 2001 Die Kantonale Gehörlosenschule Zürich wird 175 Jahre alt. 25. Mai 2001 Max Bircher, ein grosser gehörloser Gönner und Persönlichkeit ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Die Max Bircher Stiftung wird eröffnet. Die Stiftung unterstützt heute noch viele Projekte und Organisationen im Gehörlosenwesen, z.b. das Projekt «TheaterTraum».

44 42 Stunde der Gebärdensprach-Förderung Gebärdensprach-Fördergruppe Sonnenblume Zürich Im Kanton Zürich fehlten bis heute Gebärdensprach-Förderprogramme für gehörlose Kinder zwischen 2 und 6 Jahren. Um diese Lücke zu schliessen, haben zwei Gehörlose, Melanie Spiller und Thirsa Sarrats 2002 die einjährige Ausbildung zur Spielgruppenleiterin der bilingualen Spiel- und Fördergruppe für Gehörlose des Schweiz. Gehörlosenbundes Deutschschweiz absolviert. Auf eigene Initiative gründeten sie dann eine bilinguale Spielgruppe. Zu dieser Gruppe stiessen die Gebärdensprachleh-rerinnen Anna Ledermann und Tanja Tissi, später folgte Rita Zimmermann. Zur Realisierung eines Kindersprach-Projektes arbeitete diese Gruppe mit der Stiftung TdG zusammen. Die Kant. Gehörlosenschule Zürich ermöglichte dieses Vorhaben durch eine entsprechende finanzielle Unterstützung. Der Start am 20. August 2003 war erfolgreich. Mit dieser Aufbauarbeit soll die Gebärdensprache auch den Geschwistern und Familienangehörigen von gehörlosen Kindern besser zugänglich gemacht werden. Man verspricht sich dadurch aber nicht nur einen positiven Einfluss auf die kommunikative Situation in den Familien mit gehörlosen Kindern. Man hofft auch, dass diese Bemühungen die Entwicklung der Gehörlosenkultur generell weiter festigt. Die wöchentlichen Kurse während des Projekts wurden von den Eltern und ihren gehörlosen und hörenden Kindern aus verschiedenen Gründen immer weniger besucht. Absenzen wegen Krankheit, zu grosser Wohn-Distanz und anderen Problemen häuften sich. Es mussten Massnahmen ergriffen und eine Lösung gefunden werden. Daraufhin wurde von Januar bis Juni 2005 einmal pro Monat in zwei Gruppen unterrichtet. September 2001 Der gehörlose Gregor Maier aus der Ostschweiz gewinnt an der Berufsolympiade in Südkorea die Goldmedaille. 11. und 13. September 2001 In Zürich, Basel und Bern werden Demos für die Gleichstellung Behinderter durchgeführt.

45 Für die Eltern wurden Nachmittage mit verschiedenen Themen wie Gehörlosenkultur und Gebärdensprache angeboten und gleichzeitig die Kinder in Gebärdensprache auf spielerische Art in der bilingualen Spielgruppe unterrichtet. Ab Sommer 2005 musste das Projekt ruhen, da zu wenige gehörlose und hörbehinderte Kinder angemeldet waren. Die Stiftung TdG ist überzeugt, dass die Förderung der Gebärdensprache dem Kind und den Eltern viel bringt. Ein Kind, das die Gebärdensprache benützen kann, schafft für sich selbst gute Voraussetzung für ein Leben in die Welt der Hörenden und der Gehörlosen. Es kann seine Fähigkeiten entfalten und sich als Persönlichkeit kennen lernen. Diesem Ziel fühlt sich die Stiftung TdG verpflichtet und möchte ihren Beitrag zur Förderung des Kindes weiterhin leisten. 34) Beratungsstelle für Gehörlose Zürich Fachleute verhalten sich modern und offen gegenüber der Gehörlosen-Selbsthilfe Schon seit einiger Zeit arbeitet die Stiftung TdG sowohl mit der Beratungsstelle für Gehörlose, als auch dem Zürcher Fürsorgeverein für Gehörlose, dem Träger der Beratungsstelle enger zusammen als früher. Diese Zusammenarbeit trägt allmählich Früchte und zeigt auch Erfolg. Zusammen mit der Beratungsstelle wurden die Zürcher Gemeinschaftsaktionen zur Mittelbeschaffung gegründet, und aus dieser Zusammenarbeit ist auch der neue Name der Treffpunkt Geschäftsstelle «sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH» entstanden. Zusammen unternahmen wir auch eine gemeinsame Studienreise ins Gehörlosenzentrum nach München. Weitere Bereiche der Zusammenarbeit erstrecken sich auf die Dienstleistung «Schreibberatung» (Hilfe beim Verstehen von Texten, Erklärung zu Texten und Textkorrekturen), die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit (z.b. beim Nordfest), gemeinsame Planung von Vorträgen und Projekte wie jenem der «Seniorenarbeit» sowie die gemeinsame Herausgabe der Zeitschrift «infos». 43 Mai 2002 Projekt «Gehörlos wird sichtbar» Foto- und Videowettbewerb wird gestartet. Juli 2002 DEAF WAY II in Washington D.C. 60 Schweizer, darunter viele ZürcherInnen, nehmen teil.

46 44 Mitspracherecht und Einflussnahme in der Genossenschaft Gehörlosenhilfe Zürich GGHZ Die Genossenschaft Gehörlosenhilfe ist Eigentümerin des Gehörlosenzentrums und gleichzeitig Trägerschaft der Sekundarschule für Gehörlose. Mitglieder der Genossenschaft waren vorwiegend hörende Fachleute und Institutionen von Hörenden. Nur zwei Gehörlose waren dort vertreten, hatten aber praktisch keinen Einfluss. Die Stiftung TdG wollte als Mitglied in die Genossenschaft aufgenommen werden und meldete sich an. Leider stiess das Vorhaben auf Widerstand. Die Stiftung TdG und der Schweiz. Gehörlosenbund haben sich zusammen nochmals für eine Mitgliedschaft beworben. Die GGHZ gab nach und sagte die Aufnahme schriftlich zu. Trotz der Aufnahme blieb die Einladung zur Generalversammlung der GGHZ aus. Dieses Vorgehen verursachte Ärger bei der Stiftung TdG und der Stiftungsrat beschloss juristische Schritte gegen die GGHZ einzuleiten. Doch Gottfried Ringli, auch ein Genossenschafter, schaltete sich danach ein und man einigte sich doch noch gütlich mit der Stiftung TdG und dem Schweiz. Gehörlosenbund. Die Mitgliedschaft ermöglichte mehr Mitspracherecht seitens der Gehörlosen. In die Genossenschaft konnten weitere gehörlose Mitglieder aufgenommen werden, sie bilden bis heute aber immer noch eine Minderheit bei den Abstimmungen. Der Wunsch der Stiftung TdG ist immer noch, dass das Gehörlosenzentrums als Eigentum von der Genossenschaft Gehörlosenhilfe Zürich an die Stiftung TdG abgetreten wird. 35) Neuorganisation Zürcher Gehörlosen (NZG) Die Genossenschaft Gehörlosenhilfe Zürich hat neue Statuten und Reglemente ausgearbeitet. Geplant war die Umwandlung der Genossenschaft Gehörlosenhilfe Zürich in eine neue Stiftung. Die Stiftung TdG war damit nicht einverstanden und stellte am 23. Oktober 2000 einen Antrag an die Generalversammlung der GGHZ: Anstelle der Umwandlung der Genossenschaft in eine Stiftung, sollte sie sich mit den anderen Gehörlosenorganisationen zu einer Art Dachorganisation zusammenschliessen, um die Organisationsstruktur im Kanton Zürich zu vereinfachen. An der Versammlung wurde beschlossen, eine Arbeitsgruppe «Neuorganisation Zürcher Gehörlosen (NZG)» zu bilden. Vertreten waren die GGHZ, die Stiftung TdG, der «Fürsorgeverein für Gehörlose Zürich (FVGZ)», der GSVZ und der GCZ. Es wurden mehrere Sitzungen abgehalten aber es konnte keine Lösung gefunden werden. Besonders schwierig war die Einigung zwischen der Stiftung TdG und dem Fürsorgeverein für Gehörlose Zürich (FVGZ). Beide führen unterschiedliche Dienstleistungen. Besonders für den FVGZ ist der Bereich Sozialarbeit für gehörlose Menschen sehr heikel und die Diskretion muss gewährleistet bleiben. Aus diesem Grund ruht die Arbeit der Gruppe. In der Zwischenzeit führten die Stiftung TdG und der FVGZ Modellgespräche über eine Zusammenlegung der beiden Organisationen. 37) 28. September 2002 Zum ersten Mal organisiert der SGB-FSS eine zweitägige nationaler Kongress unter dem Motto «Vision 2020» in Lausanne. 8. November Taktvoll-Kulturabend für Gehörlose und Hörende von Gehörlosen und Hörenden in Winterthur.

47 Vom Heim für Hörbehinderte zum Gehörlosendorf Im Jahr 1905 hat mit der Eröffnung der Schule für schwachbegabte taubstumme Kinder die Geschichte der Stiftung Schloss Turbenthal begonnen. Am 21. Mai 2005 feierte die Institution das 100 jährige Jubiläum. Aus der Schule wurde eine Stiftung mit Werkstätten und ein Heim für Behinderte. Die Selbsthilfe der Gehörlosen hat auch zu Entwicklungen in diesem Heim geführt. Wir zitieren die Entwicklung aus der Festschrift: Bald wurde deutlich, dass sich die Bedürfnisse der beiden Gruppen zum Teil sogar widersprechen. Die Gehörlosen möchten einen Ort, wo sie ihre Individualität in einer Gemeinschaft leben und entwickeln können. Die Angestellten hingegen wollen qualifiziert arbeiten, das heisst, sie möchten möglichst effizient betreuen Aus diesen Überlegungen entstand die Idee zum Konzept «Gehörlosendorf». Diese Idee wurde am 1. Oktober 1993 umgesetzt. Mit dem Gehörlosendorf setzt sich die Dorfgemeinschaft aus BewohnerInnen und Fachpersonen/Bezugspersonen zusammen. Die ursprüngliche Betreuungsfunktion wurde verändert in Dienstleistungen, die durch die BewohnerInnen in Anspruch genommen werden. Die hörbehinderten Dorfbewohner können bestimmen, wann sie welche Leistungen, zum Beispiel Reisebüro, Bank, Post, Pflegedienst oder Ambulatorium beanspruchen möchten. Ein gewählter Dorfrat diskutiert die Entwicklung und neue Ideen. Mit der Dorfidee hat die Stiftung Schloss Turbenthal eine beispielhafte Entwicklung Hauptgebäude Stiftung Schloss Turbenthal ermöglicht. Die Selbstbestimmung wird damit gefördert und die klientenorientierte Einstellung der Fachpersonen hat sich seither stark verändert. Das Gehörlosendorf steht in den nächsten Jahren mit dem Umbau und neuer Werkstätten vor grossen Herausforderungen. 43) Dezember 2002 Die Wanderausstellung «Gehörlos wird sichtbar» von sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH und der Beratungsstelle für Gehörlose Zürich wird im Stadthaus Zürich eröffnet und von über 1500 Personen besucht.

48 Wichtige Ereignisse von nationaler Bedeutung für die Selbsthilfe der Gehörlosen in der Schweiz 46 UNO-Jahr der Behinderten fand das internationale UNO-Jahr der Behinderten statt, und es bot sich den Gehörlosen in der Schweiz eine einmalige Chance, sich in der Öffentlichkeit vorzustellen. Verschiedene Gehörlosen-Selbsthilfegruppen hatten sich sehr stark an der Öffentlichkeitsarbeit mit Standplätzen beteiligt. In der Gesellschaft wurde auf das Thema Gehörlosigkeit und ihre Kommunikationsbedürfnisse aufmerksam gemacht. Auch die Anwesenheit der Gehörlosen vor Ort und ihr direktes Kommunizieren in Gebärdensprache vor den Augen der Bevölkerung gab dieser Richtung einen neuen Denkanstoss. Der GSVZ war mit einem Standplatz beim Hotel International (heute Swissôtel) gegenüber vom Bahnhof Oerlikon vertreten! Diese Ereignisse waren nicht nur wichtig für Sensibilisierung der Hörenden, sie trugen auch zur Stärkung der Gehörlosenbewegung selber bei! «Einander verstehen Miteinander kommunizieren» Entstehung der SGB Nachrichten Seit der Gründung von 1946 hatte der Schweiz. Gehörlosenbund SGB keine eigene Zeitung mehr herausgegeben. Auch nach der Regionalisierung in Sprachregionen in der Schweiz besass der SGB DS immer noch keine eigene Zeitung. Die Informationen und Publikationen wurden in der Regel in der Gehörlosenzeitung des Schweiz. Ver- Januar 2003 Focus-5 das erste Web-TV in Europa wird 5 Jahre nach der Streichung von «Sehen statt Hören» aufgeschaltet. Initianten waren die beiden Zürcher Michel Laubacher und Stanko Pavlica. 18. Mai 2003 Das Volk sagt NEIN zur Volksinitiative «Gleiche Rechte für Behinderte». Das Volk verwirft wuchtig die Volksinitiative.

49 bandes für das Gehörlosenwesen SVG (heute Sonos) veröffentlicht. Der Vorstand des SGB DS und der Stiftungsrat der Stiftung TdG beschlossen die Zusammenarbeit für die Herausgabe einer eigenen Zeitung für den SGB DS. Damit sollten eigene Aktivitäten direkt den Gehörlosen zugänglich und mit Öffentlichkeitsarbeit auf sich aufmerksam gemacht werden. Das Budget für eine neue Herausgabe der SGB Nachrichten für den Schweiz. Gehörlosenbund und die Stiftung TdG fiel sehr bescheiden aus. Je Fr leisteten der SGB DS und die Stiftung TdG für Druck- und Versandkosten. Die erste Nummer wurde im Oktober/November 1987 herausgegeben. Die Stiftung TdG übernahm diese Arbeit für zwei Jahre, so konnte der SGB DS seine Arbeit aufbauen und sicherstellen. Ziel dieser Herausgabe war, die Verantwortung selbst in die Hand zu nehmen, die Identität der Gehörlosen von Gehörlosen selber aufzeigen zu lassen und die Ziele und Aktivitäten der Gehörlosenselbsthilfe den interessierten Lesern ohne die Mitarbeit der Gehörlosenfachhilfe zu vermitteln. Doch dieser Anspruch des SGB löste bei der hörenden Gehörlosenfachhilfe grösste Aufregung aus. Besonders der Schweiz. Verband für das Gehörlosenwesen SVG, heute Sonos, sah sein eigenes Publikationsorgan bedroht. Verschiedene hörende Gehörlosenfachleute fanden es schlicht nutzlos, noch eine weitere Zeitschrift zu lancieren. Sie glaubten bar jeder Sensibilität für die Anliegen der Gehörlosen, dass in der Verbandszeitschrift der Gehörlosenfachhilfe SVG die Anliegen der Gehörlosen genügend abgedeckt seien. Trotzdem hat sich die Selbsthilfe durchgesetzt und ist erfolgreich geblieben. Die SGB Nachrichten wurden zuerst durch die Gehörlosenorganisation «CRAL» in Genf gedruckt. Später wurden die SGBN in Zürich gedruckt und verschickt. Die SGBN haben sich bis heute durchgesetzt und heisst jetzt Visuell Plus. Daraus entwickelte sich eine sehr interessante Zusammenarbeit. Die Solidarität unter den Gehörlosen zwischen Genf und Zürich entwickelte sich grossartig. Der Erfahrungsaustausch begünstigte viele Projekte. Zuerst wurden in Zürich alle Druckvorlagen erstellt, dann mit der Bahn nach Genf transportiert und dort sofort gedruckt, gebunden und geschnitten. Dann wurden sie wieder zurück nach Zürich transportiert, alle Adressetiketten sofort aufgeklebt und gleich an die Post geliefert. Dies dauerte insgesamt drei bis vier Tage. Dieser Prozedere fand alle zwei Monate statt. 38) September Deaf Slam in Winterthur. Gehörlose Poeten erzählen Kurzgeschichten in Gebärdensprache. 1. Januar 2004 Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen nimmt seine Arbeit auf. Im Gleichstellungsrat Egalité Handicap, nehmen der gehörlose Daniel Hadorn und der schwerhörige Michael Gebhard Einsitz.

50 48 SGB in Sprachregionen und ihre Dynamik entfaltet Vor der SGB Delegiertenversammlung wurden über Regionalisierungspläne in den deutsch- und westschweizerischen Konferenzen und in den Publikationen ausführlich informiert. An der SGB Delegiertenversammlung vom 15. März 1986 konnte der Regionalisierungsantrag gestellt werden, die Verbandsarbeit des SGB nach Sprachregionen zu gliedern. Da die Gehörlosen der deutschen Schweiz in der Deutschschweizerischen Gebärdensprache (DSGS), die Gehörlosen der französischen Schweiz in der Langue des signes Française (LSF) und im Tessin in der Italienischen Gebärdensprache (ISL) miteinander kommunizieren, macht es Sinn, eine solche kulturelle Unterteilung auch in der Verwaltungsarbeit vorzunehmen. Einerseits gab diese Gliederung nach den drei Regionen ein eigenes kulturelles Gewicht, andererseits wurde dadurch eine Grundlage geschaffen für den gegenseitigen Respekt der sprachregionalen Eigenarten, aber auch für eine nationale Zusammenarbeit. Der Antrag wurde deshalb mit grossem Mehr angenommen. Dieser Antrag hat in der Schweiz eine grosse Dynamik ausgelöst. Wie Frau Elisabeth Hänggi in der Gehörlosenzeitung von damals schrieb: Das Ziel ist: aktive Gehörlose = starke Vereine / aktive Vereine = starke SGB- Regionen / starke SGB Regionen = starker SGB / aktiver SGB = starke Gehörlosengemeinschaft Es begann eine schnellere Entwicklung und Bewegung zwischen den Sprachregionen. Besonders der SGB Deutschschweiz war ein Motor dieser Bewegung. Die SGB Westschweiz hat sich von der Deutschschweiz beeinflussen lassen. Der Tessin war zurück- haltender. Der SGB Deutschschweiz musste sich mit den Fachleuten des Gehörlosenwesens zu Themen wie eigene Zeitung herausgeben, weg von Kontrollen, eigene olitik zu machen, auseinander setzen. Zum Beispiel organisierte der SGB eine Tagung mit dem Thema «Wer bestimmt die Politik der Gehörlosen Gehörlose oder Fachleute». Die Psychologin, Frau Christine Goll, war Referentin und unterstützte das Anliegen der Selbstbestimmung der Gehörlosen. Sie ist heute eine bekannte Politikerin. 39) Die Gehörlosenselbsthilfe heute Gehörlose arbeiteten für Gehörlose: Diese Devise war vor 25 Jahren noch undenkbar. Durch das Entstehen eines neuen Selbstbewusstseins bei den Gehörlosen und der Gehörlosenselbsthilfe hat sich vieles verändert. Die Gehörlosen übernahmen nach und nach immer mehr Eigenverantwortung. Sie haben sich zudem selber zu Fachleuten ausbilden lassen. Dadurch besitzen sie die notwendigen Kompetenzen, um nicht nur eigenverantwortlich, sondern auch fachmännisch zu handeln. Die Gehörlosen haben heute nicht zuletzt auch dank der Gebärdensprachdolmetscherausbildung DOLA einen viel besseren Zugang zur höheren Bildung und zu sozialen Berufen wie GebärdensprachlehrerIn, Soziokulturellem Animator oder Soziopädagoge. Heute können zunehmend mehr Gehörlose im Gehörlosenwesen mit und für andere Gehörlose arbeiten. Im Kanton Zürich sind zur Zeit etwa 25 Gehörlose in solchen Funktionen angestellt, die schweizerischen Gehörlosendachverbände eingerechnet. Die Gehörlosen, aber auch ihre Sprache, die Gebärdensprache verschafften sich in der Öffentlichkeit grös Der Zürcher Mimenchor wurde 50 Jahre alt. Getragen und initiert vom damaligen Pfarrer E. Kolb. Der gehörlose Rolf Ruf leitet den Mimenchor des Reformiertes Gehörlosenpfarramtes seit mehr als 27 Jahre. 18. Februar 2005 Theaterprojekt Zelia wird gemeinsam von sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH und Kulturzentrum Alte Kaserne Winterthur gestartet. Das grösste Kulturprojekt «TheaterTraum» wird realisiert.

51 seren Respekt und Anerkennung. Das war nicht ganz einfach, wenn man bedenkt, welche Widerstände es früher gab und wie stark die Widerstände auch heute noch sind. Die Fachleute interessierten sich jetzt vermehrt dafür, mit den Gehörlosen partnerschaftlich zusammen zu arbeiten. Den kantonalen Gehörlosenvereinen gelang es, sich zusammen zu schliessen, um die Strukturen im Kanton Zürich zu vereinfachen. Gleichzeitig mussten aber auch neue Gehörlosengruppierungen gegründet werden, um die unterschiedlichen Bedürfnisse der Gehörlosen gezielter zu befriedigen. sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH Situation heute «sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH» und ihre Trägerschaft, die Stiftung TdG, können auf die letzten 25 Jahre mit Zufriedenheit zurückblicken. Es hat sich eine positive Entwicklung abgezeichnet. Man sollte aber nicht vergessen, wie schwierig es manchmal war. Der positiven Entwicklung stand ein harter Kampf gegen die Vorurteile und Ängste der Fachleute gegenüber. Es gilt jetzt, nach vorne zu blicken und zur Kenntnis zu nehmen, dass sich inzwischen die Zusammenarbeit mit den Hörenden verbessert hat und konstruktiver geworden ist. Die Bereitschaft für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit ist heute da. Sie ist aber sicher noch keine Selbstverständlichkeit. Die Öffentlichkeit hat in den letzten Jahren viel Wichtiges über das Leben der Gehörlosen erfahren, und das Engagement der Gehörlosen hat ihnen bei den Hörenden viel Achtung und Respekt verschafft. Das ist gut so. Stiftung Treffpunkt der Gehörlosen Februar 2005 Das Volk sagt JA zur neuen Verfassung im Kanton Zürich. Die Gebärdensprache ist unter Art. 12 mit dem Satz: «Die Sprachenfreiheit umfasst auch die Gebärdensprache» enthalten. 20. August 2005 Jubiläumsfeier zum 25 Jahre Bestehen der Stiftung Treffpunkt der Gehörlosen im und um das Gehörlosenzentrum besuchten über 250 Personen und sind Anstoss zu dieser Chronik.

52 Ausblick und Ziele 50 Mit der Gehörlosen-Selbsthilfe das Leben in der Gesellschaft gestalten Die Selbsthilfe Gehörloser hat in den letzten 25 Jahren vieles erreicht. Gehörlose werden als fähige Menschen mit Rechten und Pflichten in der Gesellschaft wahrgenommen. Sie können heute ihr Leben selber bestimmen und gestalten. In der ausschliesslich hörenden Gesellschaft bestehen für die Kommunikationsbehinderung weiterhin viele Handicaps. Gehörlosigkeit und der Zugang zu Informationen und Angeboten wird auch in Zukunft die grosse Herausforderung für gehörlose Menschen bleiben. Die Stiftung TdG will die Bedürfnisse gehörloser Menschen im Kanton Zürich weiter verbessern und unterstützen. Um soziale Integration und gleichwertige Lebensqualität zu erreichen, brauchen gehörlose Menschen: die Anerkennung der Gebärdensprache auf Bundes- und Kantonaler Ebene, um eine bessere Bildung zu erlangen den sozialen Kontakt zwischen Gehörlosen und ihre eigenständige visuelle Kultur Bildungs- und Freizeitangebote in Gebärdensprache Zugang zu öffentlichen Informationen und Informationsmedien zum Beispiel visuelle Informationen oder Gebärdensprachdolmetscher bzw. Untertitelung die Förderung von Gehörlosen und Hörbehinderten zu Fachkräften und entsprechenden Arbeitsmöglichkeiten die Bereitstellung von technischen Hilfsmitteln, Telefonvermittlungs- und Übersetzungsdiensten Die Selbsthilfe und die Gehörlosenkultur kann sich weiter entwickeln wenn: ein Gehörlosenzentrum durch Gehörlose geführt wird Gehörlose für Gehörlose auf professioneller Basis die Selbsthilfeförderung gewährleisten. hörende Fachleute partnerschaftlich zusammenarbeiten Gehörlose in allen Belangen in der Entscheidungsfindung miteinbezogen werden Als Dachorganisation der Gehörlosen im Kanton Zürich möchten wir uns dafür einsetzen. Ruedi Graf, Geschäftsführer sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH

53 Schlusswort 1980 brach für die Gehörlosen die Ära der Selbsthilfe an: Die Gebärdensprache etablierte sich und die Gehörlosen wurden mobiler. Wir Gehörlosen hatten erkannt, dass es auch anders ging, in Eigenregie sozusagen - frei von Bevormundung und Fremdbestimmung. Mutige Gehörlose aus fremden Ländern, vor allem aus dem Osten, zeigten uns Schweizern auf, dass Selbstbestimmung kein Fremdwort bleiben musste und zur Selbstverständlichkeit werden konnte. Viele Hörende und diverse Institutionen trugen zu dieser Entwicklung bei und unterstützten uns auf unserem Weg in die Unabhängigkeit. Vor 25 Jahren hat der Aufbruch seinen Anfang genommen. Heute können wir mit Stolz auf das bisher Erreichte zurückblicken. Die vielen positiven Erfahrungen, die wir inzwischen sammeln durften, geben uns in unserem Bestreben nach Autonomie Recht und stärken uns für die Zukunft. geprägt hat und nicht vergessen werden soll. Viele Türen haben sich für uns seit den Anfängen geöffnet. Die Lebensqualität gehörloser Menschen konnte dank Selbstbestimmung, Durchsetzungskraft und Ausdauer merklich gesteigert werden. Diesen Weg möchten wir weitergehen und uns auch in Zukunft für die Anliegen der Gehörlosen stark machen. Mit einem vollen Rucksack und Hand in Hand mit den Hörenden machen wir uns auf. Es sind alle herzlich dazu eingeladen, an der Wanderung teilzunehmen. In 25 Jahren mehr davon Marzia Brunner, Präsidentin Stiftung Treffpunkt der Gehörlosen 51 Die vorliegende Chronik erscheint zum 25jährigen Bestehen der Stiftung «Treffpunkt der Gehörlosen» und hält einen Teil der Geschichte fest. Ein wichtiger Teil, finden wir, denn es ist unsere eigene Geschichte, die erzählt wird. Eine Geschichte, die uns

54 Überblick/Netzwerke Heutiges Netzwerk des Gehörlosenwesens Kanton Zürich von 2007 Gehörlosen Selbsthilfe Kanton Zürich Gehörlosen Fachhilfe Kanton Zürich Stiftung Treffpunkt der Gehörlosen/. Genossenschaft Gehörlosenhilfe Zürich sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH. (Gehörlosenzentrum und Sekundarschule Gehörlosen und Sportverein Zürich. für Gehörlose) Deaf Team Winterthur. topdix.ch Winterthur Zentrum für Gehör und Sprache Zürich (Gehörlosenschule, Audiopädagogischer Zürcher Mimenchor. Dienst und Teilintegration) Familientreff Sonne. Stiftung Schloss Turbenthal/Gehörlosendorf 52 SOBE/Seniorentreff. Zürich Stiftung Hirzelheim Zürcher Fürsorgeverein für Gehörlose/ Beratungsstelle für Gehörlose Katholische Gehörlosen-Seelsorge des Kantons Zürich Kant. Pfarramt für Gehörlose Zürich/ Ref. Gehörlosengemeinde des Kt. Zürich Verein für Sprache und Intergration DIMA Stiftung TdG/sichtbar arbeitet mit verschiedenen Gehörlosenorganisationen und Gruppierungen in der Region Zürich zusammen Schweiz. Gehörlosenbund Deutschschweiz SGB-FSS/GS-Media Schweiz. Gehörlosen Sportverband SGSV-FSSS Schweiz. Vereinigung der Eltern hörgeschädigten Kinder Region Zürich Ökumenische Gehörlosen-Jugendarbeit Zürich und Aarau focus-5 PROCOM/Genossenschaft Hörgeschädigten Elektronik AG Verein zur Unterstützung der Gebärdensprache VUGS Berufsschule für Hörgeschädigte BSfH Usher-Infostelle Ausbildung Gebärdensprach-Ausbilder und -Ausbilderin AGSA Gebärdensprach-Dolmetscherausbildung GSD Hochschule für Heilpädagogik HfH (AGSA, GSD)

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GEHÖRLOS IN ZÜRICH. Chronik 25 Jahre Stiftung Treffpunkt der Gehörlosen TdG sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH Zdrawko Zdrawkow - PDF Free Download (2024)

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